Der EU drohen laut einer Untersuchung mittelfristig Engpässe bei der Versorgung mit Metallen wie Lithium. Hintergrund ist, dass der Rohstoffbedarf stark steigen wird, um etwa Energiewirtschaft und Verkehr nachhaltig zu gestalten, heißt es in einer Studie der Katholischen Universität Löwen. „Elektrofahrzeuge, Batterien, Fotovoltaikanlagen, Windräder und Wasserstofftechnologien benötigen alle wesentlich mehr Metalle als ihre herkömmlichen Alternativen“, erklärte die Forscher.
Die globale Energiewende schreite schneller voran als die Zahl der Bergbauprojekte zur Gewinnung der nötigen Metalle, heißt es in der am Montag veröffentlichten Studie vom europäischen Verband Eurometaux, in dem sich Nichteisenmetallerzeuger und -recycler zusammengeschlossen haben. Bei Kupfer, Kobalt, Lithium, Nickel und sogenannten seltenen Erden könne es deshalb ab 2030 globale Versorgungsengpässe geben. Europa habe nur ein kleines Zeitfenster, um seine heimische Produktion voranzutreiben.
Ein Abbau in der EU hätte den Vorteil, dass die hier geltenden Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden müssen, meinte die Geologin und Studienautorin Liesbet Gregoir am Montag im Ö1-Morgenjournal. Besonders beim Lithium übersteige der zukünftige Bedarf jedoch das theoretische Potenzial. Kurzfristig sei die EU also auf Importe angewiesen. Dabei sei man gut aufgestellt: Die EU würde Metalle aus vielen verschiedenen Ländern beziehen, so Gregoir im Ö1-Interview.
Ein wichtiger Teil der Lösung könnte unterdessen das Recyceln darstellen. Von 2040 an könne ein großer Teil des europäischen Metallbedarfs auch durch Wiederverwertung gedeckt werden. „Recycling ist Europas größte Möglichkeit, seine langfristige Selbstversorgung zu verbessern, und könnte bis 2050 45 bis 65 Prozent des Bedarfs an Basismetallen in Europa decken“, heißt es. Bei sogenannten seltenen Erden und Lithium bestehe das Potenzial, Quoten von mehr als 75 Prozent zu erreichen.
Lithium-Bedarf am größten
Mit deutlichem Abstand am stärksten steigt der Bedarf der Untersuchung zufolge beim Lithium. Die globale Nachfrage nach dem Metall als Übergangsrohstoff werde bis 2050 voraussichtlich mehr als 2000 Prozent der weltweiten Gesamtnachfrage von 2020 betragen. Aber auch bei seltenen Erden wie Dysprosium (plus 433 Prozent) oder dem Schwermetall Kobalt (plus 403 Prozent) ist den Angaben zufolge mit einer deutlich höheren Nachfrage zu rechnen.
Mit Blick auf Europa rechnen die Forscherinnen und Forscher damit, dass 35-mal mehr Lithium, 7- bis 26-mal mehr Seltenerdmetalle und 3,5-mal mehr Kobalt benötigt wird, um nachhaltig Energie zu erzeugen und die EU bis 2050 klimaneutral zu gestalten.
Kritische Engpässe
„Ohne eine baldige Versorgung mit neuen Primärmetallen und ein besseres Recycling drohen kritische Engpässe, die Europas Ziel eines autonomeren, sauberen Energiesystems gefährden“, teilte die KU Löwen (Belgien, flämisch: Leuven) mit. Die Untersuchung schränkt jedoch ein, dass Technologische Entwicklungen und Verhaltensänderungen die Lage ebenfalls noch beeinflussen können, in der Studie aber nicht berücksichtigt wurden.
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