Woran krankt unser Gesundheitssystem? Die Arbeiterkammer Wien suchte in einer Diskussionsrunde nach Lösungen. Klar ist: Es braucht mehr Kassenärzte, Primärversorgungszentren und ein breiter aufgestelltes System.
„Wir haben in Österreich bereits eine Drei-Klassen-Medizin“, kritisiert Wolfgang Panhölzl von der Wiener Arbeiterkammer. Da wären die Privatversicherten, die es sich leisten könnten, Wartezeiten zu umgehen. Dann die kleinen Kassen, mit Selbstständigen und Beamten, die noch einige Vorteile hätten. Die „Holzklasse“ sind schließlich die 7,4 Millionen versicherten Arbeitnehmer und Pensionisten bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK).
„Holzklasse“ fühlt sich von Arzt nicht gehört
Hier häufen sich die Probleme: lange Wartezeiten, keine Ordination in der Nähe, das Gefühl, vom Arzt aufgrund des Zeitmangels nicht gehört zu werden. „Es gibt Bezirke in Wien, für die es schwierig ist, Kassenärzte zu finden. Etwa Favoriten oder Simmering“, weiß Andreas Huss von der ÖGK. Und: „Auch das System der Wahlärzte sollte man infrage stellen."
Mittlerweile gebe es mehr Wahl- als Kassenärzte. In Wien 1596 niedergelassene Mediziner mit Kassenvertrag, aber 4018 mit zumindest zusätzlichen Wahlvertrag. Besonders drastisch sei die Situation bei Kinderärzten und Gynäkologen. Ein Grund für die Explosion der Wahlarztpraxen sei laut Huss auch die Änderung des Arbeitszeitengesetzes der Spitalsärzte im Jahr 2017 auf 49 Stunden.
Mehr Kassenstellen gefordert
Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres fordert daher mehr Kassenstellen für Ärzte und auch mehr Leistungen, die darüber abgerechnet werden können. Für ein breiter aufgestelltes System spricht sich Patientenanwältin Sigrid Pilz aus. Gerade Primärversorgungszentren sollen endlich ausgebaut werden. Außerdem solle mehr in Qualitätssicherung investiert werden.
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