Zu Besuch in Moskau

UN-Chef bei Putin: Der lange Tisch ist wieder da

Ausland
26.04.2022 20:58

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, wollte Kremlchef Wladimir Putin zum Einlenken bewegen - doch ganz gelungen ist ihm das nicht. Moskau beklagte die Feindseligkeiten des Westens gegenüber Russland. Aber: Laut UNO stimmte Russland immerhin einer Beteiligung der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes bei der Evakuierung des belagerten Stahlwerks in Mariupol zu. Das Treffen fand übrigens an Putins markant langem Tisch statt (siehe Video oben). Ob die Zusagen, die an diesem Tisch gemacht wurden, eingehalten werden, bleibt abzuwarten.

Die Reise nach Moskau war wohl die schwierigste und gleichzeitig die wichtigste Reise von Guterres in seiner Amtszeit als UNO-Generalsekretär. Immer mehr hochrangige UNO-Diplomaten forderten eine aktivere Rolle der Vereinten Nationen im Ukraine-Krieg. Als offiziellen Mediationsversuch wollte die UNO die Reise allerdings nicht bezeichnen.

Sowohl bei seinem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin als auch mit Außenminister Sergej Lawrow beharrte Guterres auf der Forderung nach einer Waffenruhe in der Ukraine. Er habe ein Interesse daran, „alles Mögliche“ zu tun, um den Krieg und das Leiden der Menschen zu beenden.

Wladimir Putin mit UNO-Generalsekretär Antonio Guterres am sehr langen Tisch (Bild: AP)
Wladimir Putin mit UNO-Generalsekretär Antonio Guterres am sehr langen Tisch

Putin: „Mariupol völlig in russischer Hand“
Der UNO-Generalsekretär forderte zudem humanitäre Korridore aus Mariupol und bot einen trilateralen Dialog an, bestehend aus Vertretern der UNO, Kiews und Moskaus. Hier blockte der Kreml ab und wies darauf hin, dass es dafür noch zu früh sei. Zudem erklärte Putin, dass es in der Stadt Mariupol derzeit keine Militäroperationen gebe, da die Stadt völlig in russischer Hand sei.

Später lenkte der Kremlchef allerdings ein und stimmte im Grundsatz einer Beteiligung der UNO und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz bei der Rettung von Zivilisten aus dem belagerten Asow-Stahlwerk zu. Gleichzeitig forderte die ukrainische Armee auf, Zivilisten ziehen zu lassen. Im Stahlwerk Asowstal im weitgehend eroberten Mariupol haben sich die Reste der ukrainischen Einheiten verschanzt und lehnen es ab, sich zu ergeben. Geplante Fluchtkorridore für Zivilisten aus dem Werksgelände scheiterten in der Vergangenheit mehrmals, wofür sich beide Seiten gegenseitig die Schuld gaben.

Russlands Präsident Wladimir Putin und sein Außenminister Sergej Lawrow (Bild: AP)
Russlands Präsident Wladimir Putin und sein Außenminister Sergej Lawrow

Auch Erdogan richtete einen Appell an Putin
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierte am Dienstag ebenfalls mit Putin und rief ihn dazu auf, das „positive Momentum“ aufrechtzuhalten, das bei Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine Anfang April in Istanbul erzielt worden sei. Erdogan habe erneut angeboten, ein Treffen der russischen und ukrainischen Spitzen für Friedensgespräche auszurichten.

Sorge bereitet nach wie vor die Äußerung Lawrows, es könne zum Dritten Weltkrieg kommen. Moskau betrachtet westliche Waffenlieferungen an die Ukraine als legitime Kriegsziele. Die NATO würde in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland führen.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres (li.) und Russlands Außenminister Sergej Lawrow (Bild: AP)
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres (li.) und Russlands Außenminister Sergej Lawrow

Überhaupt beklagte man in Moskau die Entwicklung der UNO. Es gehe dem Westen nur mehr darum, Russland zu besiegen. Guterres widersprach und erklärte sich zum Anhänger einer multipolaren Weltordnung.

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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