Xiaomi gibt Pfote

Gassi mit dem Cyberdog: Robo-Hund für die Massen?

Elektronik
27.04.2022 15:01

Der chinesische Technologiekonzern Xiaomi baut alles Mögliche - von der Smartwatch bis zum Elektroroller. Mit dem Cyberdog hat man neuerdings auch einen hundeartigen Roboter im Sortiment. Der vorerst nur in China erhältliche kybernetische Vierbeiner soll Robotik zu den Massen bringen und ist im Reich der Mitte für umgerechnet rund 2000 Euro zu bekommen. Ein Exemplar streunt schon durch Europa. Ist es das Haustier der Zukunft? Und wofür benutzt man es überhaupt? Wir haben es uns angesehen.

Kein Bellen, kein Futter, kein Körberl: Nichts weist beim Betreten des Wiener Xiaomi-Büros darauf hin, dass hier der Hund los ist. Doch er ist es: Stolz präsentiert das Xiaomi-Team krone.at den bisher einzigen Cyberdog, der es nach Europa geschafft hat. Ein paar Tage macht er Station in Wien, dann geht es weiter in andere europäische Xiaomi-Büros.

Cyberdog erinnert an Boston-Dynamics-Roboter
Der futuristische Vierbeiner erinnert optisch an den hundeartigen Roboter Spot des US-Herstellers Boston Dynamics. Mit einem feinen Unterschied: Spot kostet mehrere Zehntausend Euro, ist für Geschäftskunden gedacht und übernimmt teils autonom Aufgaben wie Kontrollrundgänge in der Industrie und auf Baustellen.

Der Hunderoboter "Spot" des US-Unternehmens Boston Dynamics (Bild: Boston Dynamics)
Der Hunderoboter "Spot" des US-Unternehmens Boston Dynamics

Der Cyberdog kostet hingegen so viel wie ein starker PC und ist somit theoretisch auch für Privatleute erschwinglich. Der Hunderoboter für die Massen wird über eine Begleit-App via WLAN gesteuert. Sprachsteuerung gibt es auch - bislang spricht der Hund allerdings nur Chinesisch.

Mit Sensoren gespickt, Nvidia-Prozessor als „Hirn“
Der Cyberdog ist mit elf Sensoren gespickt - Lage- und Abstandssensoren, GPS und eine Stereokamera. Sie liefern Informationen über die Umgebung und die Ausrichtung des Roboters. Die Daten wertet ein für KI-Anwendungen entwickelter Prozessor von Nvidia aus. Er erkennt in Bildern aus der Kamera Menschen, sodass der Hund seinem Herrn automatisch folgt. Bis zu 50 Minuten darf der Spaziergang dauern, dann ist der Akku leer.

Besonders schnell ist der Cyberdog dabei nicht. Die Höchstgeschwindigkeit liege bei rund zwölf Kilometern pro Stunde, so Xiaomi. Beim Testlauf erreichte der Roboter flottes Schritttempo. In der Begleit-App kann man dabei zwischen verschiedenen Bewegungsmustern wählen - der Roboter kann sich vorsichtig tapsend, hüpfend oder auch im Galopp fortbewegen.

Leise ist er nicht: Die Plastikfüßlein an den von Servomotoren angetriebenen Extremitäten erzeugen auf Hartböden eine gewisse Geräuschkulisse.

Roboter überträgt Livebilder und macht Kunststücke
Weitere Funktionen: Die integrierte Kamera kann genutzt werden, um Fotos und Videos aufzunehmen und ein Live-Bild in die Steuer-App zu übertragen. Dank eines HDMI-Anschlusses kann man Videos aus dem Roboter auch in andere Anzeigegeräte einspeisen. Mehrere USB-C-Ports zum Aufladen sind an Bord, theoretisch könnte man darüber auch Peripherie und Erweiterungen anschließen. Bislang gibt es aber kein entsprechendes Zubehör.

Der Cyberdog gibt Pfötchen: Rund 14 Kilo bringt der Xiaomi-Roboter auf die Waage. (Bild: Dominik Erlinger)
Der Cyberdog gibt Pfötchen: Rund 14 Kilo bringt der Xiaomi-Roboter auf die Waage.

Zur Unterhaltung des Nutzers gibt es in der Begleit-App noch eine Reihe von Kunststücken: Der Cyberdog macht Männchen, gibt Pfote und kann sich - siehe Video - über den Boden rollen und selbst wieder aufrichten. Auch ein kleines Tänzchen kann er aufführen.

Für schmutzige oder feuchte Umgebungen eignet sich Xiaomis Roboter unserer Einschätzung nach nicht: Vor allem das Heck (siehe Bilderstrecke) macht nicht den Anschein, als würde es die empfindliche Elektronik im Robo-Vierbeiner bei einem Regenguss adäquat vor Feuchtigkeit schützen.

Show-Effekt garantiert, für Programmierer gedacht
Der Funktionsumfang beschränkt sich bislang also auf Fotos und Videos, Kunststücke sowie ferngesteuerte oder teilautonome Gassirunden. Ein gewisser Show-Effekt ist garantiert: Ein Spaziergang mit dem Cyberdog zieht unweigerlich erstaunte Blicke auf sich und sorgt für Gesprächsstoff. Um einen Haustierersatz handelt es sich aber nicht - eher um eine im Handling an eine vierbeinige Drohne erinnernde Hightech-Spielerei, deren Potenzial erst ausgeschöpft werden muss.

Das weiß man auch bei Xiaomi - und versucht gar nicht erst, den Cyberdog an Privatkunden zu vermarkten. Vielmehr handle es sich um eine Technikdemo, die zeigen soll, was mit erschwinglichen Mitteln in der Robotik alles möglich ist. Vor allem für Programmierer könne der Cyberdog interessant sein: Ihnen biete er eine günstige Entwicklungsplattform für vierbeinige Roboter, mit der sie künftig ganz neue Anwendungsszenarien erschaffen können.

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