Pläne zum Ausstieg
Unser Gas fließt weiter, aber Angst vor Aus steigt
6,6 Milliarden Euro geben wir aus, um die Speicher für den nächsten Winter zu füllen. Erste Pläne, um die Abhängigkeit zu reduzieren, sind vage.
Es gibt aktuell keine Anzeichen für einen Lieferstopp aus Russland, versicherten Energieministerin Gewessler und Kanzler Nehammer gestern. Doch wie rasch es gehen kann, wenn Putin den Gashahn zudreht, hat man am Beispiel Polens und Bulgariens gesehen.
Als erste Reaktion wurde beschlossen, die heimischen Gasspeicher bis nächsten Winter zu 80 Prozent zu füllen, koste es, was es wolle. Aktuell liegt der Füllstand bei 18 Prozent, der Preis hat sich seit letztem Jahr verfünffacht. Daher wurden die Mittel für Zukäufe von 1,6 auf 6,6 Milliarden Euro aufgestockt, um vor der nächsten Heizsaison gerüstet zu sein. „Es ist eine bittere Realität, dass wir die Abhängigkeit nicht von heute auf morgen beenden können“, gibt Leonore Gewessler zu.
Rund 900.000 Haushalte heizen mit Gas (siehe Grafik oben), vor allem in Ostösterreich. Die größten Mengen fließen aber in die Industrie und in jene Kraftwerke, die Gas zur Stromerzeugung brauchen. Ein Lieferstopp aus Russland würde vor allem Industriebetriebe treffen, die Produktionen stilllegen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssten. Gewessler hat die Energieagentur beauftragt, ein Szenario zu erstellen, wie wir ohne russisches Gas auskommen könnten.
Damit das ab 2027 möglich wäre, müssten folgende (teils wenig realistische) Annahmen eintreten:
- Der Verbrauch in Österreich sinkt um ein Viertel auf 67 TWh (Terawattstunden), gleichzeitig werden alternative Importe (aus Norwegen, Katar usw.) auf 50 TWh verdreifacht.
- Die Produktion von Biogas und grünem Wasserstoff müsste massiv (auf 7 TWh) ausgebaut werden, die Eigenproduktion von Erdgas (10 TWh) unverändert hoch bleiben.
- Der forcierte Ausstieg aus Gasheizungen könnte den Verbrauch bis 2030 um 9 TWh senken, wenn bis dahin die Hälfte ersetzt ist.
Experten wie Wifo-Chef Gabriel Felbermayer sind skeptisch: „Hohe Preise sind für die Industrie ein enormer Anreiz einzusparen, aber bei den Haushalten ist der Umstieg am schwersten.“ Das gelte vor allem für mehrgeschoßige Gebäude. Er sei zwar davon überzeugt, dass wir den Ausstieg schaffen werden, „aber das braucht mehr Zeit“.
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