Schwere Vorwürfe werden nach einem Cobra-Einsatz in Niederösterreich erhoben: Im Rahmen einer bundesländerübergreifenden Aktion rund um Drogenkriminalität stürmten Cobra-Beamte am Mittwoch auch ein Einfamilienhaus in Groß-Enzersdorf. Suchtmittel wurden nicht gefunden, die Hausbesitzerin berichtete von dramatischen Szenen im Zuge des Einsatzes. Das Innenministerium bezog dazu nun Stellung.
Die Hausdurchsuchung war Teil einer in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und dem Burgenland laufenden Aktion, angeordnet von der Wiener Staatsanwaltschaft. Im Visier der Ermittler: organisierter Suchtmittel-, Sprengstoff- und Waffenhandel. Bei den insgesamt elf Aktionen wurden laut Ministerium fünf Personen vorläufig festgenommen und Suchtmittel sowie Waffen sichergestellt.
Cobra-Beamte drangen allerdings auch in ein Einfamilienhaus ein, dessen Bewohner offenbar nichts mit organisierter Kriminalität zu tun haben. Die Hausbesitzerin berichtete von den Szenen, die sich im Zuge des Polizeieinsatzes im Gebäude abgespielt haben sollen. So schilderte sie gegenüber dem ORF NÖ, dass sieben schwerbewaffnete Polizisten in der Früh an die Tür des Objekts gehämmert und diese danach aufgebrochen hätten. Die Beamten hätten ihr befohlen, sich auf den Boden zu legen, anschließend sei das Erdgeschoß durchsucht worden.
Die Beamten mussten somit von einer möglichen Beweismittelvernichtung, Flucht oder strafbaren Handlung ausgehen und öffneten die Türe mit den entsprechenden Einsatzmitteln.
Aus der Stellungnahme des Innenministeriums
Badezimmer gestürmt - 13-Jährige unter Dusche
Ins Badezimmer seien die Polizisten eingedrungen, obwohl sich eine 13-Jährige dort unter der Dusche befunden hatte, worauf die Hausbesitzerin hingewiesen haben will. Einer 24-Jährigen, die noch im Bett gelegen sei, sei die Decke weggezogen worden. Erst nach der Hausdurchsuchung seien die Betroffenen informiert worden, worum es eigentlich ging.
Ministerium bezog Stellung
Konfrontiert mit den erhobenen Vorwürfen reagierte das Innenministerium via schriftlicher Stellungnahme. So hieß es auf APA-Anfrage zum Aufbrechen der Eingangstür, dass diese zuvor „trotz mehrmaliger Aufforderung“ verschlossen geblieben war. „Die Beamten mussten somit von einer möglichen Beweismittelvernichtung, Flucht oder strafbaren Handlung ausgehen und öffneten die Türe mit den entsprechenden Einsatzmitteln.“
Sofort nach der Öffnung und der Feststellung, dass sich weder einer Gefährdungslage durch die junge Frau, noch offensichtliche Beweismittel im Badezimmer befinden, verließen die Beamten den Raum.
Das Innenministerium
Zur Situation im Badezimmer wurde festgehalten, dass es einen Versuch gegeben habe, die dortige Tür rasch zu schließen. „Es war im ersten Moment nicht zu erkennen, wer sich im Badezimmer befand und ob sich Waffen, Beweismittel, eine oder mehrere Personen darin aufhielten. Sofort nach der Öffnung und der Feststellung, dass sich weder einer Gefährdungslage durch die junge Frau, noch offensichtliche Beweismittel im Badezimmer befinden, verließen die Beamten den Raum.“ Die Dauer der Situation wurde mit wenigen Sekunden angegeben.
„Vorwürfe werden ernst genommen“
Zurückgewiesen wurden auch erhobene Vorwürfe, dass der 24-Jährigen eine Waffe an den Kopf gehalten worden sei, sowie, dass das Vorgehen einen rassistischen Hintergrund gehabt habe. „Generell gilt festzuhalten, dass geäußerte Vorwürfe sehr ernst genommen werden und der Einsatz, die Einsatzörtlichkeit sowie der genaue Ablauf auch Teil einer Evaluierung dieser Ermittlungen sein werden.“
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