Das Ranggeln um den „Gauder Hogmoar“ zieht am Samstag beim Gauder Fest in Zell/Ziller zahlreiche Besucher an. Die „Tiroler Krone“ überzeugte sich bei einer Trainingseinheit von den Qualitäten der Zillertaler Anwärter. Dabei ging es ordentlich zur Sache, wie es auch das Video beweist.
Freitagabend in der Turnhalle der Volksschule Hart im Zillertal: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, allesamt mit Leinenhemd und -hose bekleidet, führen fokussiert die Anweisungen von Anton Wurm, Obmann des Zillertaler Ranggelvereins, aus. Dabei sagt er einen Satz, der Wirkung zeigt: „Denkt an den ,Gauder Hogmoar’. Wenn ihr den gewinnt, seid ihr ein wahrer Volksheld.“
Ein Sieg bedeutete Triumph und Prestige
Die historisch gewachsene Sportart dürfte aus dem wettkampfartigen „Hosenrecken“ oder „Hosenlupfen“ entstanden sein. Die Burschen des Dorfes, auch „Hagmair“ genannt, kämpften um den ersten Platz. Ein Sieg bedeutete Triumph und Prestige – nicht so sehr in persönlicher Hinsicht als viel mehr für das Dorf, Tal und das Land des Siegers. Eine Niederlage kam einer Schmach für die ganze Region gleich. Die „Hagmair“ kamen auch aus anderen Landesteilen angereist, um ihre Muskelkraft zur Schau zu stellen. Diese Tradition blieb in Form des Ranggelns bis heute erhalten.
„Gekämpft wird auf einer Wiese. Nach der Kampffreigabe wird innerhalb von sechs Minuten versucht, den Gegner aufs Kreuz zu werfen. Liegt einer der Athleten mit beiden Schultern auf dem Boden, ist der Kampf beendet. Nicht erlaubt sind Würgetechniken und Gelenkhebel“, klärt Wurm auf.
Kraft, Technik, Kopfstärke und viel Selbstvertrauen
Trainiert wird in Hart mit demselben Willen als wäre es ein echter Wettkampf. Die Ranggler wärmen sich auf, werfen sich gegenseitig auf die Matten, kämpfen miteinander, besprechen im Nachhinein ihre Trainingskämpfe. Kraft und Technik muss man als Ranggler haben, um erfolgreich zu sein. „Und man muss kopfstark sein sowie über eine große Portion Selbstvertrauen verfügen“, weiß der Obmann.
Man muss kopfstark sein sowie über eine große Portion Selbstvertrauen verfügen.
Anton Wurm, Obmann des Zillertaler Ranggelvereins
Vor mehr als zwei Monaten haben sie mit den Vorbereitungen auf den „Gauder Hogmoar“, der am 30. April stattfindet, begonnen. Einmal in der Woche trainieren alle zusammen. „Jene, die in der ersten und zweiten Klasse antreten möchten, müssen zwei- bis dreimal wöchentlich trainieren“, erläutert Wurm. Das seien derzeit vier Ranggler: „Corona hat für uns die Sache nicht einfacher gemacht, wir bauen eine junge Mannschaft auf.“
Frauen sind Mangelware. „Es sind immer wieder Mädchen dabei. Doch wenn sie etwa zehn Jahre alt sind, unterscheidet sich ihr Körperbau von jenem der Burschen. Dann haben sie keine Chance mehr“, verdeutlicht der Zillertaler, „Ranggeln ist nicht so brutal wie Judo oder Ringen, doch dieser Sport konzentriert sich seit jeher auf die Männerwelt.“
Einer unter den Top 3: „Wäre Wahnsinnserfolg“
Die Bedeutung des „Gauder Hogmoars“ ist groß. „Vor allem für einen Zillertaler ist es der höchste Titel, den man erreichen kann“, betont Wurm. Sein Ziel sei, zumindest einen seiner Ranggler unter die Top 3 zu bringen. „Das wäre ein Wahnsinnserfolg“, gibt der Obmann preis, der seit mehr als zehn Jahren diese Funktion ausführt und bisher sechs „Gauder Hogmoar“ in seinen Reihen hatte. Gekämpft wird ab 13 Uhr. Viel Erfolg!
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