Tragischer Fall um ein zwölfjähriges Kind. Die Eltern des Mädchens, denen die Obsorge entzogen wurde, erheben schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt: „Unsere Tochter muss nicht zur Schule und verkehrt im Drogenmilieu.“
Immer wieder erreichen die Polizei Abgängigkeitsanzeigen von Kindern. Nicht selten leben die jungen Ausbüxer in Wohngemeinschaften. So ist es auch im Fall der kleinen Bianca (Name von der Redaktion geändert), zwölf Jahre jung. Vor zwei Jahren wurde den Eltern vom Jugendamt die Obsorge für das Mädchen entzogen. Die Gründe dafür darf die MA 11 aus rechtlichen Gründen nicht nennen. Laut ihrem Vater gab es viel Streit in der Familie, auf den die Schule aufmerksam wurde.
Unsere Tochter musste rund 20-mal abgängig gemeldet werden. Sie kann in der WG offenbar tun und lassen, was sie will, war seit Monaten nicht in der Schule.
Biancas Papa erhebt schwere Vorwürfe.
Schulverweigerung, Drogen, Diebstahl
Bianca, die Gymnasiumsreife hatte, zog unter der Woche in eine WG im 20. Bezirk. Doch wo der Schülerin ein sicheres Umfeld geboten werden sollte, begann sich die Abwärtsspirale weiter nach unten zu drehen, beklagen die Eltern. Die Liste ihrer Vorwürfe ist lang: „Unsere Tochter musste rund 20-mal abgängig gemeldet werden“, sagt der Vater, „Sie kann tun und lassen, was sie will, war seit Monaten nicht in der Schule.“ Wohin das Kind geht, wenn es in der Früh die WG verlässt? „Sie trifft Freunde im Prater oder am Rennbahnweg, konsumiert Drogen, hat Knutschflecken und wurde auch schon beim Stehlen erwischt“, erzählt er. Auch mehrere Tage war Bianca schon abgängig.
Wir wollen, dass sie einen geregelten Tagesablauf hat, zur Schule geht und die Hilfe bekommt, die sie benötigt.
Auch die Mutter von Bianca (12) ist besorgt.
Zu Ostern, als sie bei den Eltern war, riss sie auch von daheim aus. Die Mutter hofft auf eine Besserung der Situation: „Wir wollen, dass sie einen geregelten Tagesablauf hat, zur Schule geht und die Hilfe bekommt, die sie benötigt.“ Ein Antrag auf Rückführung des Kindes wurde bei Gericht abgelehnt.
Kinder und Jugendliche, die bei uns betreut werden, haben meist durch ihre Lebensgeschichte Schwierigkeiten mit ihrer Alltagsbewältigung und ihrer psychischen Entwicklung.
Sozialarbeiterin Andrea Friemel von der MA 11.
Sorge bei Angehörigen als auch bei Betreuern
Schwierigkeiten mit Bianca wurden der „Krone“ von der MA 11 bestätigt: „Kinder und Jugendliche, die bei uns betreut werden, haben meist durch ihre Lebensgeschichte und aufgrund von Traumatisierungen in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit ihrer Alltagsbewältigung und ihrer psychischen Entwicklung“, sagt Andrea Friemel, Sozialarbeiterin in der Wiener Kinder- und Jugendhilfe. „Dadurch können sich problematische Entwicklungsphasen ergeben, in denen es zur Schulverweigerung, Abgängigkeiten und auch Suchtmittelmissbrauch kommt. Das ist Anlass zur Sorge, sowohl bei den Angehörigen als auch bei uns Betreuern.“
Friemel versichert, dass alle erdenklichen Ressourcen zur Stabilisierung der Zwölfjährigen genutzt werden. Ein Einsperren des Kindes sei jedenfalls weder zielführend noch erlaubt.
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