Woran hakt System?

Vor dem Tag der Arbeit ist Tag der Arbeitslosen

Politik & Wirtschaft
30.04.2022 11:00

Die Politik jubelt derzeit über den rapiden Rückgang der Arbeitslosigkeit. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt Probleme im System.

Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Einen Tag davor, am 30. April, werden von sozialen Organisationen die Arbeitslosen in den Mittelpunkt gestellt. Wir haben uns daher den Wiener Arbeitsmarkt genauer angesehen. Was läuft gut, und wo gibt es Verbesserungspotenzial?

Wien scheint sich von der Rekordarbeitslosigkeit nach der Pandemie etwas erholt zu haben. Die Zahl der beim AMS Wien als arbeitslos vorgemerkten Personen ist im Februar 2022 im Jahresvergleich um 22,4 Prozent auf 115.336 zurückgegangen. Insgesamt haben derzeit mehr Menschen einen Arbeitsplatz als noch vor der Pandemie.

Experten fordern mehr Geld für Bildung
Doch die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. „Arbeit plus“, das Netzwerk von mehr als 200 sozialen Unternehmen in ganz Österreich, beobachtet, dass es vor allem für Langzeitarbeitslose noch immer hohe Hürden gibt und bei abflauender Konjunktur große Probleme drohen.

„Für Kinder und Jugendliche braucht es im Bereich der Bildung dringend langfristige Engagements, über die Schulungen hinaus. Auch die Betreuung muss ausgebaut werden, sonst kann es keine Gleichstellung von Männern und Frauen geben“, so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin bei „Arbeit plus“. Dem schließt sich auch die zweifache Mutter Manuela Pirkner an: „Ich war selbst zehn Jahre arbeitssuchend, da die Arbeitszeiten im Einzelhandel nicht mit dem Leben einer Alleinerzieherin zu vereinbaren sind.“

Manuela Pirkner (Bild: Zwefo)
Manuela Pirkner

Gibt es genug Hilfe für Jobsuchende?
Markus B. kam während der Pandemie im Jahr 2020 zurück nach Österreich. Davor war er 15 Jahre als Unternehmensberater in der Schweiz tätig. In Wien fand er keinen Job. „Ich habe mir alles selbst beigebracht, habe aber keinen Schulabschluss“, schildert der 42-Jährige. Das erschwert die Suche. B. weiter: „Ich schreibe pro Woche bis zu 50 Bewerbungen.“ Doch selbst Absagen erhalte er nur im Promillebereich. Das AMS sei wenig Hilfe gewesen. Nun ist er Teil von step2job, einem Angebot der Caritas. „Hier sind die Mitarbeiter engagiert und wollen helfen.“

Kritik von Opposition
Vonseiten der ÖVP gibt es Kritik an der Wiener Arbeitsmarktpolitik. So sei die Arbeitslosigkeit in Wien mit 12,1 Prozent deutlich höher als der Bundesschnitt von 7,2 Prozent. Die Stadt kontert: Wien habe eine andere Wirtschaftsstruktur.

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