„Daham ist doch daham, oder?“, hatte sich Moderatorin Conchita Wurst über die Rückkehr der am Freitag, verliehenen 22. Amadeus Austrian Music Awards ins Wiener Volkstheater gefreut. Nachdem die Veranstaltung Corona-bedingt zwei Jahre lang auf eine Live-Show verzichten musste, gab es bei der Gala wieder Musik und (beinahe) Freudentränen. Abräumer des Abends waren Sänger Josh und Rapper RAF Camora.
Noch bevor es so richtig losging, erhielt der am Sonntag verstorbene Willi Resetarits eine verdiente Würdigung von der Moderatorin: Er habe sich immer für die vom Leben Benachteiligten eingesetzt und Musiker und Musikerinnen „wahrhaftig geliebt“.
Amadeus in der Sparte Jazz/World/Blues
Die Drag-Queen erinnerte bei dem Abschied an die Worte, die Resetarits nach seinen Konzerten an das Publikum zu richten pflegte: „Seid‘s vuasichtig und losst‘s eich nix gfoin.“ Als Teil eines Quartetts, das außerdem aus Ernst Molden, Hannes Wirth und Walther Soyka bestand, erhielt „Ostbahn Kurti“ posthum den Amadeus in der Sparte Jazz/World/Blues.
Abräumer Josh und RAF Camora
Aus fünf Nominierungen wurden für Josh drei Preise. „Expresso & Tschianti“, bei dem er mit der italienischen Sprache Schindluder trieb, ist am Ende Song des Jahres und machte Josh und Co. auch zu den Songwritern und Songwriterinnen des Jahres. Der Sänger zeigte sich bei der Preisverleihung sichtlich gerührt: „Ich muss aufpassen, damit ich nicht weine, aber heuer kriege ich es hin.“ Alleine hätte er es nicht geschafft, war er sich sicher und bedankte sich wie viele nach ihm bei seinem Publikum und Team. Viele Frauen seien nominiert, hieß es vor der Vergabe des Preises für Songwriting. Am Ende ging der Award dafür doch an Josh, der „Expresso & Tschianti“ aber immerhin mit Tamara Olorga und Ricardo Bettiol schrieb. Und auch den Award in der Sparte Pop/Rock durfte er mit nach Hause nehmen. Das war allerdings schon zuvor bekannt, veröffentlichten die Veranstalter doch erstmals die Genre-Gewinner häppchenweise vor der Gala.
Auch Rapper RAF Camora hatte allen Grund zur Freude - er ist der zweite Künstler, der mehr als einen Award einheimste: Mit den Worten „Simmering grüßt Rudolfsheim“, übergab Marco Pogo den Award für das beste Album an RAF Camora und seine Platte „Zukunft“. Der freute sich - auf den Vergleich des Turbobier-Frontmans, Alben seien wie Babys, bezugnehmend - darüber, „Kinder zu zeugen und davon leben zu können“. Der Rapper holte sich außerdem in der Kategorie Hip Hop/Urban einen Amadeus ab.
Preis für Indie-Rocker Cari Cari
Neben den Gewinnern für Album, Song und Songwriter des Jahres blieben der FM4-Award und der Live-Act des Jahres im Vorfeld der Gala geheim. „Darum geht es - um echte und direkte Emotionen“, meinte Wurst. Den Preis für den besten Live-Act vergaben die Sportfreunde Stiller schließlich ebenso wie im Jahr 2019 an das Gesangs- und Kabarett-Duo Pizzera & Jaus. Die beiden konnten nicht ins Volkstheater kommen und bedankten sich stattdessen per Video.
Den FM4-Award, der zuvor an heute große österreichische Bands wie Wanda und Bilderbuch ging, erhielten die Indie-Rocker Cari Cari. Sie griffen sogleich zu Gitarre, Synthesizer und Tamburin und spielten ihren kürzlich veröffentlichten Song „Zdarlight 1992“. Und auch andere standen nicht nur zum Vergeben und Entgegennehmen von Preisen auf der Bühne: Feelgood-Sounds schlugen Josh mit „Von dir ein Tattoo“ und Folkshilfe mit „Hau di her“ an, sanftere Töne waren da etwa bei Ina Regens „Wie du“ zu hören.
Vierter Amadeus für Naschenweng
Im Bereich Alternative setzte sich die Grazer Band Granada erstmals bei den Amadeus Awards durch, im Bereich Schlager/Volksmusik holte Melissa Naschenweng ihren mittlerweile vierten Amadeus. Weitere Preise gab es für das Electro-Duo Klangkarussell in der Kategorie Electronic/Dance und die Band Turbobier in der Kategorie Hard & Heavy. Den besten Sound des Jahres hört man auf der Platte „Honeymoon Phase“ der Sängerin Oska, für Aufnahme und Mix zeichneten Alex Pohn, Lukas Hillebrand und Patrick Kummeneker verantwortlich.
Für sein Lebenswerk wurde Boris Bukowski prämiert - er folgt damit auf die „Live is Life“-Schöpfer Opus. Der 1946 geborene Musiker feierte etwa mit der Band Magic 69 (später Magic) Erfolge und lieferte ab 1970 solo Hits wie „Kokain“ oder „Euer Fritze mit der Spritze“. Dafür, dass er eine Vorform des EAV-Hits „Heiße Nächte (in Palermo)“ abgelehnt habe, sei er ihm ewig dankbar, scherzte Thomas Spitzer, bevor er Bukowski „völlig zurecht“ den Preis übergab. „Gibt‘s ein Leben vor dem Tod?“ fragte dieser sich bei einem Auftritt nach der Verleihung, was die heute ausgezeichneten Musiker wohl mit einem enthusiastischen „Ja“ beantworten würden.
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