Am Freitag wurde Boris Becker wegen Insolvenzverschleppung vom Londoner Gericht zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt und danach sofort in einem weißen Kastenwagen ins schlimmste Gefängnis von Großbritannien gebracht. Ehemalige Insassen der Wandsworth-Haftanstalt, darunter der WikiLeaks-Gründer Julian Assange, berichten von schrecklichen Zuständen.
Zu zweieinhalb Jahren Haft in der verrufenen Haftanstalt Wandsworth wurde Becker am Freitag von der Londoner Knallhart-Richterin Deborah Taylor verurteilt. Sie ließ ihn gleich nach der Urteilsverkündung in einem wartenden Kastenwagen in den Knast bringen. Der befindet sich - wie zum Hohn - gerade einmal 3,2 Kilometer von Wimbledon entfernt, wo Becker einst seine größten Erfolge feierte. Es gilt als härtestes Gefängnis Großbritanniens, aus dem der Star bei guter Führung frühestens nach 15 Monaten herauskommt.
6,5 Quadratmeter zu zweit
Vom einstigen Luxusleben kann er dort nun nur noch träumen. Ihm stehe britischen Medien zufolge gemeinsam mit einem Mithäftling gerade einmal eine marode 6,5-Quadratmeter-Zelle zur Verfügung. Rückzugsmöglichkeiten und Privatheit gebe es keine, nur Betonboden und eine Toilette ohne Sitz.
22 Stunden „gelangweilt“
Bis zu 22 Stunden würden die „gelangweilten“ 1300 Strafgefangenen in ihren Zellen verbringen. Die „Daily Mail“ berichtet von Häftlingen, die einmal „blinzelnd“ ins Sonnenlicht liefen, nachdem sie zuvor eine Woche ausschließlich innen und im Gefängnishof verbracht hatten. Besuch hätten sie in der Zeit ebenfalls keinen bekommen.
Gewalt sei an der Tagesordnung. Übergriffe fänden beinahe täglich statt. Die Insassen hätten Drogen- und psychische Probleme. Der Ort sei voll von den „furchtbarsten Persönlichkeiten, die ich je gesehen habe“, schrieb der ehemalige Insasse Chris Atkins in einem Buch über seine Horrorerlebnisse im „Wandsworth Prison“.
„Schreien, Grunzen, Bellen, Schimpfen, Lachen, Weinen, Streiten, Kämpfen, Heulen“, beschrieb er die gruselige Geräuschkulisse, die einen vom ersten bis zum letzten Tag in dem überfüllten und baufälligen Gefängnis begleiten.
„Verrückte Pädophile“
In dem Gefängnis saßen neben Julian Assange auch schon andere bekannte Personen wie zum Beispiel Oscar Wilde. Wandsworth ist eines der größten Strafanstalten des Landes und wurde im 19. Jahrhundert errichtet.
Wikileaks-Gründer Assange erzählte 2010 über das Gefängnis: „Dort gab es verrückte Pädophile, die die ganze Nacht immerzu lauthals von ihren Verbrechen erzählt haben.“ Man hörte ihre Rufe die ganze Nacht hindurch.
„Jede Zelle hat eine Kammer. Jeder Gefangene ist isoliert“, so Assange weiter. Andere Insassen beschrieben das Gefängnis als „ein bröckelndes, überfülltes und von Ungeziefer befallenes Gefängnis.“
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