„Hat man auf uns vergessen?“ - Das fragen sich derzeit wohl viele der knapp 2,5 Millionen Pensionisten bzw. mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung Österreichs angesichts der beispiellosen Teuerungswelle - und schleichender Altersdiskriminierung.
Bereits 2030 werden 44 Prozent der Frauen und Männer hierzulande über 50 Jahre alt sein. Die Werbewirtschaft hat längst ein Auge auf sie geworfen und nennt sie „Best Ager“ - Personen in der zweiten Lebenshälfte, entweder auf dem Höhepunkt ihrer Karriere oder bereits den wohlverdienten Ruhestand genießend.
Altersdiskriminierung
Banken, Versicherungen, die Tourismusbranche usw. buhlen zwar um ihr Geld. Doch es ist keine Seltenheit, dass etwa bei Kreditvergaben bereits 55-Jährige durch die Finger schauen, wenngleich sie oft noch zehn Jahre Erwerbstätigkeit vor sich haben. Oder es gibt im Job keine Möglichkeit zur Weiterbildung, weil man zum „alten Eisen“ zählt. Und: Obwohl ein Drittel (4,1 Milliarden Euro) der Krankenkassenbeiträge jährlich Pensionisten leisten, werden sie von bestimmten Untersuchungen ausgeschlossen. Quasi Medizin zweiter Klasse.
Wir sind der Ansicht, dass Konsumenten grundsätzlich die Möglichkeit haben sollten, ihre Alltagsgeschäfte auch offline erledigen zu können.
Gabriele Zgubic, Konsumentenschützerin bei der AK
Digitalisierung als Problem
Hinzu kommt noch die fortschreitende Digitalisierung. Um Kosten zu sparen, drängen immer mehr Banken ihre Kunden ins Online-Banking. Insgesamt gibt es noch knapp 4000 Bankfilialen, 1000 Institute sperrten binnen 20 Jahren zu.
„Wir sind der Ansicht, dass Konsumenten grundsätzlich die Möglichkeit haben sollten, ihre Alltagsgeschäfte auch offline erledigen zu können. Das bedeutet etwa, dass Banken eine Mindestinfrastruktur anbieten sollten“, erklärt dazu Gabriele Zgubic, Konsumentenschützerin bei der AK. Der Weg zum nächsten Standort wird länger, die Öffnungszeiten am Schalter werden immer kürzer. Vor allem auf dem Land - aber nicht nur dort - ein wachsendes Problem.
„Es sollte zumindest in jedem Ort eine Möglichkeit geben, übliche Bankdienstleistungen tätigen zu können, wie Einzahlungen, Auszahlungen, Überweisungen, Kontoauszüge. Banken-Apps sollten alterssensibel gestaltet sein, d.h. dass man bei Design und Bedienerfreundlichkeit schon darauf achtet, dass ältere Menschen gut damit zurechtkommen“, so die Juristin weiter. Auch müssten Institute niederschwellige persönliche Beratung zur Einrichtung und Schulung von Onlinebanking-Apps anbieten, sowie regelmäßig über Onlinebanking-Betrugsformen aufklären.
Ältere Generation im Visier von Betrügern
Immer wieder gibt es Fälle, in denen Banken sich weigern, Schaden zu ersetzen, obwohl dem Betrugsopfer keine grobe Fahrlässigkeit vorzuwerfen ist. Auch bei Versicherungen und anderen Dienstleistern kommt es zur Altersdiskriminierung.
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