Freispruch, Diversion

Bier um 1,7 Mio. Euro gestohlen: „Gängige Praxis“

Steiermark
02.05.2022 17:45

Acht Jahre lang sollen Mitarbeiter der Brauerei Puntigam im organisierten Stil Bier gestohlen haben. Verkaufsfähige Getränke wurde als Bruchware deklariert „und dann palettenweise in Klein-Lkw vom Gelände gebracht“, wirft der Staatsanwalt den 24 Angeklagten vor. Es geht um einen Schaden von 1,7 Millionen Euro.

Es wurlt am Montag im Schwurgerichtssaal am Grazer Straflandesgericht: 23 Angeklagte - der 24. ist erkrankt - und fast 20 Anwälte suchen kurz vor 9 Uhr ihre Plätze. Richter Andreas Rom überprüfte zügig die Personalien, dann ging es gleich „in medias Bier“.

Über eine Stunde lang beleuchtet Staatsanwalt Benedikt Petzner in seinem Plädoyer das „System Bier-Diebstahl“. „Durch planvolles und organisiertes Zusammenarbeiten wollten alle Beteiligten im größtmöglichen Ausmaß profitieren“, sagt er. Und es wurden immer mehr, die auf das illegale Treiben aufmerksam wurden und dann natürlich auch mitkassieren wollten.

Zitat Icon

Ich möchte noch einmal betonen, dass bei den angeklagten Mengen immer vom absoluten Mindestbetrag ausgegangen wurde.

Staatsanwalt Benedikt Petzner im Plädoyer

„Mit Kleinlastern Bier palettenweise abgeholt“
Wie wurde vorgegangen? „Verkaufsfähige Ware wurde als Bruch fingiert und abgeschrieben. Die Bruchware wurde zum Selbstbedienungsshop am Gelände gebracht und von dort abgeholt.“ Entweder von den Abnehmern direkt - meist Familie und Freunde - oder von Transporteuren, die die Kisten, Fässer und Trays in Zwischenlager überstellten.

Tatzeitraum war von 2009 bis 2017. „Mit Kleinlastern wurde das Bier palettenweise vom Gelände gebracht“, zeigt Petzner die Dimensionen auf. Je nach Angeklagten geht es um Gebinde um ein paar hundert Euro bis zu 285.000 Euro bei jenem Ex-Mitarbeiter, der als die federführende Stelle gilt.

Zitat Icon

Sie sind ja strafrechtlich alle ziemlich unbeholfen. Also, hier gibt’s kein lustig samma, sondern nur einzig und allein geständig samma.

Richter Rom erklärt launisch den einzigen Milderungsgrund.

Nach einem Hinweis an die Brauerei wurde eine Detektei beauftragt. Videoüberwachung entlarvte das feucht-fröhliche Treiben.

Geständig war bisher nur einer der Bier-Diebe, er kam am Montag mit einer Diversion davon. Einer wurde gleich freigesprochen. Die restlichen bestreiten die Menge bzw. das Fingieren oder befinden sich gar für schuldlos: „Bruchwaren mitnehmen, war gängige Praxis.“

Zwölf Prozesstage sind vorerst anberaumt.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt