Nazi-Vergleich empört

Lawrow: „Hitler hatte auch jüdisches Blut“

Ausland
02.05.2022 11:22

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat mit einem Nazi-Vergleich in Bezug auf den Ukraine-Krieg für Empörung gesorgt. Er hatte am Sonntagabend im italienischen Fernsehen die russische Kriegsbegründung wiederholt, in der Ukraine seien Nazis am Werk. Dabei behauptete er fälschlich, Adolf Hitler hätte jüdische Wurzeln gehabt - so wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Regierung in Jerusalem verlangte eine Entschuldigung und bestellte den russischen Botschafter zum Gespräch ein. 

Die russische Führung begründet ihre „Spezialoperation“ damit, dass man die Ukraine „entnazifizieren“ wolle. Als Gegenargument dafür werde oft die jüdische Abstammung von Wolodymyr Selenskyj angeführt, so Lawrow im TV. „Ich kann mich irren. Aber Adolf Hitler hatte auch jüdisches Blut. Das heißt überhaupt nichts. Das weise jüdische Volk sagt, dass die eifrigsten Antisemiten in der Regel Juden sind“, sagte er.

Lawrow berief sich auf die von namhaften Historikern verworfene These, wonach der unbekannte Vater von Hitlers unehelich gezeugtem Vater ein jüdischer Kaufmann aus Graz gewesen sein soll. Diese These beruht auf Gerüchten, die wissenschaftlich widerlegt wurden.

„Schrecklicher historischer Fehler“
Israels Außenminister Yair Lapid sprach am Montag von einer „unverzeihlichen, skandalösen Äußerung, einem schrecklichen historischen Fehler“. „Wir erwarten eine Entschuldigung.“ Lapid fügte hinzu: „Meinen Großvater haben nicht Juden umgebracht, sondern Nazis.“ Er empfahl Lawrow, in ein Geschichtsbuch zu schauen. „Die Ukrainer sind keine Nazis. Nur die Nazis waren Nazis. Nur sie haben die systematische Vernichtung der Juden vorgenommen.“

Israels Ministerpräsident Naftali Bennett verurteilte den Nazi-Vergleich als Lüge. „Es ist das Ziel solcher Lügen, den Juden selbst die Schuld an den schlimmsten Verbrechen der Geschichte zu geben, die gegen sie verübt wurden“, so Bennett am Montag nach Angaben seines Büros. „Kein Krieg der Gegenwart ist wie der Holocaust oder mit dem Holocaust vergleichbar“, sagte Bennett. „Der Missbrauch der Schoah des jüdischen Volkes als Instrument der politischen Auseinandersetzung muss sofort aufhören.“

Behauptung „Absurd und wahnhaft“
Der Leiter der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dayan, verurteilte Lawrows Äußerungen als „absurd, wahnhaft, gefährlich und verachtenswert“ (siehe Tweet oben). Er mache damit die Opfer zu Verbrechern. Genauso sei es eine „völlige Verzerrung der Geschichte“, Ukrainer als Nazis zu bezeichnen.

Israel hat traditionell sowohl zu Russland als auch zur Ukraine gute Beziehungen. Seit Beginn des russischen Angriffs bemüht sich die Regierung um Vermittlung zwischen den Kriegsparteien.

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