Der Angriffskrieg gegen die Ukraine, westliche Wirtschaftssanktionen und schwindende Meinungsfreiheit treiben derzeit Zehntausende russische IT-Spezialisten ins Ausland. Allein im März haben laut offiziellen Schätzungen mehr als 50.000 IT-Fachkräfte das Land verlassen. In den USA beobachtet man diese Entwicklung mit einem gewissen Interesse - und versucht, viele russische IT-Profis in die Vereinigten Staaten zu locken, um die russischen Hightech-Ressourcen auf Jahre zu schwächen.
Das berichtet das Wirtschaftsnachrichtenportal „Bloomberg“ unter Berufung auf das National Security Council. Konkret wurden die Voraussetzungen für ein Arbeitsvisum in den USA für russische IT-Fachkräfte massiv entschärft. Mussten Russen, die in den USA im IT-Sektor arbeiten wollten, bisher einen Arbeitsvertrag vorweisen, genügt künftig ein Uni-Abschlusszeugnis in Naturwissenschaften, Mathematik oder einer Ingenieurswissenschaft.
USA wollen russisches Know-how „absaugen“
Die Visa-Erleichterungen erfolgen nicht ohne Hintergedanken. Es gehe bei der Maßnahme darum, die russische Technologiebranche zu schwächen und die IT-Ressourcen Russlands zu reduzieren. Gleichzeitig entstehe der US-Wirtschaft ein Wettbewerbsvorteil, wenn zusätzliche Fachleute einwandern.
Besonders gefragt seien in den USA Spezialisten aus der Chipentwicklung, IT-Security-Profis, Raumfahrttechniker sowie Forscher aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz. Diese Personengruppen sollten, wenn sie Russland verlassen wollen, besonders leicht an ein Arbeitsvisum kommen.
Zehntausende IT-Experten ausgewandert
Die Abwanderung Zehntausender hoch qualifizierter IT-Profis stellt Russland vor Probleme: Laut einer Ende März veröffentlichten Schätzung des IT-Branchenverbandes RAEC dürften allein in den ersten vier Kriegswochen mehr als 50.000 IT-Profis Russland verlassen haben. Als beliebte Auswanderungsziele wurden die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Armenien, Georgien, Südostasien und das Baltikum genannt.
Die Putin-Regierung will den Exodus der IT-Fachkräfte aufhalten - und erklärte kürzlich, IT-Unternehmen könnten für ihre jungen männlichen Angestellten einen Aufschub des Wehrdienstes beantragen. Auch Studenten der Mathematik, Robotik, Luft- und Raumfahrt sowie Nanotechnologie können sich vom Militärdienst und damit einem potenziellen Kriegseinsatz in der Ukraine befreien lassen.
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