Unerfüllter Wunsch

103. Geburtstag der letzten „Katakomben-Lehrerin“

Tirol
03.05.2022 15:00

Sie unterrichtete Südtiroler Kinder im Untergrund in deutscher Sprache, als dies der italienische Staat bei hohen Strafen verboten hatte. Nun erlebte die letzte „Katakomben-Lehrerin“ Hermine Orian ihren 103. Geburtstag. Der letzte Wunsch bleibt ihr aber wohl unerfüllt.

Die Zeitgeschichte prägte das lange Leben von Hermine Orian entscheidend: Kurtatsch, wo sie 1919 zur Welt kam, gehörte damals noch zu Deutsch-Österreich. Dann zerschnitt die Abtretung Südtirols das Land und ab dem Schuljahr 1925/26 ließen die Faschisten nur mehr Italienisch als Unterrichtssprache zu.

„Schule“ in Bauernstuben
Es begann die Zeit der „Katakomben-Schulen“: In Bauernhöfen und Wirtsstuben unterrichteten rund 200 illegale Lehrerinnen nachmittags die deutschsprachigen Kinder. Es war ein ständiges Versteckspiel mit drohenden Razzien und hohen Strafen. Hermine war schon als Jugendliche Teil dieses geheimen Netzwerks und hatte Glück: Die Carabinieri konnten die verbotene „Schule“ im kleinen Bergdorf nicht enttarnen. Erst viel später, nach dem Zweiten Weltkrieg und der Autonomie für Südtirol, konnte sie regulär als Lehrerin arbeiten. Sie ist nach zwei eigenen Kindern längst Uroma und wurde bereits in den 1960er Jahren vom Land Tirol geehrt.

Hermine Orian einst und jetzt (Bild: Andreas-Hofer-Bund für Tirol, Krone KREATIV)
Hermine Orian einst und jetzt
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Ich wurde als Österreicherin geboren und will als Österreicherin sterben.

Hermine Orian

Sie will österreichischen Pass wie bei der Geburt 
Hermine lebt nun in Schenna bei Meran und feierte bei guter Gesundheit ihren 103. Geburtstag. Der Blick auf das lange, erfüllte Leben ist getrübt, denn sie wünscht sich sehnlichst den rot-weiß-roten Pass: „Ich wurde als Österreicherin geboren und will als Österreicherin sterben“, sagt sie seit Jahren.

Anträge bisher erfolglos
Unterstützung kommt vom Andreas-Hofer-Bund Tirol (AHBT), der das heimische Innenministerium, Kanzler und Minister sowie den Bundespräsidenten mit diesem Anliegen bombardierte. „Wir haben auch auf ihre Verdienste verwiesen“, sagt AHBT-Obmann Alois Wechselberger. Ein erster Bescheid war negativ, gerade wird ein Einspruch vorbereitet.

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