Die Entwickler hinter Ethereum versprechen Großes: Mit dem Mega-Update „Merge“ sollen Transaktionen mit der Kryptowährung schneller, billiger und energiesparender abgewickelt werden. Zudem wollen sie damit dem bisherigen Platzhirsch Bitcoin den Rang ablaufen. Technische Probleme sorgen aber für Verzögerungen.
Der ursprünglich angepeilte Update-Termin im Juni könne nicht gehalten werden, schrieb Ethereum-Chefentwickler Tim Beiko im April im Kurznachrichtendienst Twitter. „Wir haben noch keinen festen Termin, sind aber definitiv auf der Zielgeraden“, sagte Beiko. Auf eine Reuters-Anfrage nach dem aktuellen Stand reagierte er bisher nicht.
„Verzögerungen bei der heiß ersehnten Umstellung auf die ‘Proof-of-Stake‘-Methode sind nachvollziehbar, da diese hoch kompliziert ist“, sagt Brendan Playford, Gründer des auf Kryptogeschäfte spezialisierten Finanzdienstleisters Masa. „Außerdem ist es immer noch unklar, ob sie die versprochenen Kostensenkungen und höheren Transaktionsgeschwindigkeiten liefern kann.“
Nur noch ein „Schürfer“
Bisher werden Geschäfte wie bei der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise Bitcoin mittels „Proof-of-Work“ validiert. Dabei stellen Nutzer Rechenleistung zur Verfügung, um Transaktionen auf ihre Echtheit zu prüfen und verschlüsselt in eine gemeinsame Datenbank - die Blockchain - einzutragen. Bei diesem Wettstreit erhält allerdings nur derjenige „Schürfer“ digitale Münzen der jeweiligen Kryptowährung als Belohnung, der als erster die entsprechenden Algorithmen berechnet. Alle anderen gehen leer aus und ihr Einsatz von Rechenleistung war umsonst. Wegen dieses hohen Energie-Bedarfs, der Schätzungen zufolge demjenigen eines kleinen Landes entspricht, stehen Kryptowährungen als angebliche Klimakiller in der Kritik.
Im Rahmen des Projekts „Ethereum 2.0“ soll künftig im „Proof-of-Stake“-Verfahren derjenige Nutzer das alleinige Recht zur Validierung und Verschlüsselung einer Transaktion erhalten, der zu einem bestimmten Zeitpunkt den größten Bestand digitaler Ethereum-Münzen nachweisen kann. Dadurch ist nur noch ein Rechner statt hundert oder eine Million mit einem Auftrag beschäftigt. Einige andere Kryptowährungen wie Solana oder Cardano nutzen dieses Verfahren bereits ausschließlich oder teilweise.
Energiesparender und schneller
Die Befürworter versprechen sich durch die Umstellung neben einer Energie-Ersparnis eine enorme Beschleunigung der Abläufe von derzeit 30 auf bis zu 100.000 Transaktionen pro Sekunde. Der Geschwindigkeitszuwachs ist notwendig, da Ethereum nicht nur eine digitale Währung ist, sondern eine Software-Plattform. Auf ihr lassen sich automatisierte, an bestimmte Bedingungen gebundene Zahlungsprozesse programmieren. Außerdem werden immer mehr digitale Objekte als Non-Fungible Token (NFTs) auf der Ethereum-Blockchain registriert. NFTs kennzeichnen ein digitales Bild, Video oder Musikstück als Original und machen es für Sammler interessant.
Ethereum soll am Bitcoin-Thron sägen
Die technischen Verbesserungen werden die Attraktivität von Ethereum stark erhöhen, hoffen die Optimisten. „Wir beobachten bereits, dass Fonds in Vorbereitung für ‘Merge‘ Gelder in Ethereum umschichten, obwohl noch nicht klar ist, wann das Update kommt“, sagt Noelle Acheson, Chef-Analystin des auf Kryptowährungen spezialisierten Brokerhauses Genesis. Offenbar betrachteten sie Ethereum als unterbewertet.
Einige Ethereum-Enthusiasten sehen bereits das sogenannte Flippening nahen. Damit bezeichnen sie den Zeitpunkt, wenn Ethereum bei der Marktkapitalisierung Bitcoin vom Thron stößt. Bislang wird der Krypto-Primus an der Börse mit rund 733 Milliarden Dollar etwa doppelt so hoch bewertet wie Ethereum. Genesis-Expertin Acheson ist allerdings skeptisch, dass es überhaupt zum Flippening kommt. „Das ist nur eine Theorie.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.