Dem Horror entronnen
Stahlwerk-Überlebende „für immer traumatisiert“
Mehr als 100 ukrainische Zivilisten, die zuvor mit Unterstützung der UNO und des Roten Kreuzes aus dem von russischen Truppen belagerten Asow-Stahlwerk in Mariupol befreit worden waren, haben inzwischen die Großstadt Saporischschja erreicht. Die Menschen seien zwar gerettet worden, stehen Bischof Jan Sobilo zufolge aber unter einem „furchtbaren Schock“, „ihre Traumata werden wahrscheinlich ein Leben lang bleiben“.
„Sie lebten lange in ständiger Anspannung und dachten: Ich werde sterben - ich werde nicht sterben“, sagte der in Saporischschja tätige Geistliche dem polnischen Dienst von „Vatican News“.
Mariupol „der wahrscheinlich schrecklichste Ort der Welt“
Die katholische Kirche wolle zu den Ersten gehören, die den Menschen helfen, „die dem heute wahrscheinlich schrecklichsten Ort der Welt, Mariupol, entkommen sind“. Dort habe man ein zwölfjähriges Mädchen erhängt und vergewaltigt gefunden, so Sobilo. Sogar zehnjährige Buben und Mädchen seien massenhaft vergewaltigt worden. Praktisch bei jedem Haus und Wohnblock in Mariupol gebe es kleine Friedhöfe, auf denen Kriegsopfer begraben worden seien.
„Ich glaube, dass sie Zeit und einen ruhigen Ort brauchen, um sich emotional zu erholen“, so Sobilo. „Die Traumata werden wahrscheinlich ein Leben lang bleiben, denn das, was sie erlebt haben, ist so schrecklich, dass man es nicht beschreiben kann.“ Der 59-Jährige stammt aus Polen und ist seit 2010 Weihbischof von Charkiw-Saporischschja.
Rotes Kreuz arbeitet an weiteren Missionen
Die Rettungsmission hatte sich immer wieder verzögert. Erst am Dienstagnachmittag meldete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Ankunft der Geflüchteten aus Mariupol in Saporischschja. IKRK-Präsident Peter Maurer sprach via Twitter von einer „riesigen Erleichterung“, dass sie nun in Sicherheit seien.
Tausende Zivilisten seien weiter an umkämpften Orten gefangen und bräuchten dringend Hilfe sowie sichere Fluchtwege. Das Rote Kreuz werde weiter mit allen Seiten zusammenarbeiten, um weitere Missionen zu ermöglichen.
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