Insgesamt 95 Stationen fahren die ÖBB an - 51 davon sind für Menschen mit Behinderung problemlos passierbar, 44 hingegen nicht. In welche Kategorie fällt Ihr Bahnhof bzw. Ihre Haltestelle? Sehen Sie auf der umfangreichen Grafik der „Tiroler Krone“ am Tag der Inklusion ganz einfach nach.
Auf barrierefreie Bahnhöfe bzw. Bahnhaltestellen sind Menschen mit Behinderung bzw. eingeschränkter Mobilität angewiesen. Doch wie sieht es hiermit in Tirol genau aus? Die NEOS wollten sämtliche Details wissen, daher haben sie an LHStv. Ingrid Felipe (Grüne) im März-Landtag eine Anfrage gestellt. Laut Beantwortung wird die Barrierefreiheit in drei Kategorien unterteilt:
Unterteilung in drei Kategorien
1. Eine selbstständige Benützung der Verkehrsstation ist für die angegebene Gruppe grundsätzlich möglich. Es sind keine nennenswerten Hindernisse/Einschränkungen beim Bahnsteig und Zugang präsent.
2. Eine Hilfestellung bei der Benützung der Verkehrsstationen ist nötig. Hindernisse/Einschränkungen beim Bahnsteig und Zugang sind vorhanden, die aber mit fremder Hilfe überwunden werden können.
3. Die Benützung der Verkehrsstation für Menschen mit Behinderung und Co. ist in der Praxis nicht möglich.
Österreichweit sind knapp mehr als 400 Stationen barrierefrei - also 86%. 2027 sollen es mehr als 500 Stationen sein - also 90%.
95 Stationen werden in Tirol angefahren
In Tirol stellt sich die Lage wie folgt dar: 95 Bahnhöfe bzw. Bahnhaltestellen werden von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) angefahren. Derzeit sind 51 Haltepunkte barrierefrei gemäß Kategorie 1 (zur Gänze), 26 Stationen gemäß Kategorie 2 (teils) und 18 Haltestellen gemäß Kategorie 3 (nicht barrierefrei).
„Im Tirol Vertrag II sowie im Osttirol-Vertrag wurden für 15 weitere Bahnhöfe die vollständige Barrierefreiheit vereinbart. So sollen bis 2030, eventuell bis 2032 in Summe 66 Bahnhöfe der Kategorie 1 entsprechen“, klärt Felipe auf. Demnach erst in zehn Jahren.
Modernisierung sorgt für große Herausforderung
Sie weist darauf hin, dass die Umsetzung der Barrierefreiheit Infrastruktureigentümer vor Herausforderungen stellt: „Sanierungen und Instandhaltungen sind nicht nur finanziell aufwendig, sondern Baumaßnahmen können auch nur in entsprechenden zeitlichen Fenstern im Zusammenspiel mit dem Fahrplan realisiert werden.“
So können etwa die Halte zwischen Innsbruck Hauptbahnhof und Telfs nur einzeln hintereinander barrierefrei umgebaut werden, da nur so auch ein möglichst uneingeschränkter Betrieb und die Einhaltung des Regelfahrplans sichergestellt werden kann. Allein dieser Abschnitt benötige daher rund zehn Jahre Zeit, wenn jedes Jahr ein neuer Bahnhof umgebaut werden soll.
„Ziel: Alle Bahnhöfe in Tirol barrierefrei zu gestalten“
„Zu einem kundenfreundlichen öffentlichen Verkehr gehören barrierefreie Bahnhöfe als moderne Mobilitätsdrehscheiben. An diesem Ziel wurde in den vergangenen Jahren in enger Zusammenarbeit mit der ÖBB und den jeweiligen Standort- und teilweise auch Nachbargemeinden bei der Planung, aber auch bei der Finanzierung der Projekte erfolgreich gearbeitet. Selbstverständlich kann unser Ziel nur sein, alle Bahnhöfe in Tirol barrierefrei zu gestalten. An dem Vorhaben werden wir weiterhin intensiv mit unseren Partnern arbeiten“, verdeutlicht LHStv. Felipe.
„Barrierefreiheit ist für uns zentral“
„Für die ÖBB ist die Barrierefreiheit zentral, weil es unser Bestreben ist, möglichst vielen Menschen einen ungehinderten Zutritt zur öffentlichen Mobilität zu verschaffen. In Tirol ist bereits jede(r) zweite Bahnhof bzw. Haltestelle barrierefrei und jedes Jahr kommen weitere hinzu. In der konkreten Umsetzung ist die Modernisierung von Bahnhöfen komplex. Es braucht dazu in jedem Fall die Einigung der Partner - ÖBB, Land und Gemeinde(n) - auf die notwendigen Verträge und Finanzierungen, erst dann können Planungen und Bau begonnen werden“, argumentiert Christoph Gasser-Mair, ÖBB-Pressesprecher für Tirol und Vorarlberg.
Unzufriedenheit bei ÖZIV und NEOS
„Ganz zufrieden sind wir nicht. Kleinere Haltestellen werden in Sachen Barrierefreiheit vernachlässigt, die Menschen dort sind somit von vielem abgeschnitten“, erklärt Hannes Lichtner, Geschäftsführer ÖZIV/Tirol - Verband für Menschen mit Behinderung. Enttäuscht zeigt sich NEOS-LA Andreas Leitgeb: „Das Ergebnis ist sehr dürftig. Hier benötigt es mehr Tempo, eine effizientere Planung und - wenn notwendig - mehr finanzielle Mittel, um Mobilität für alle zu gewährleisten.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.