Klimawandel und Ukraine-Krieg zeigen auf, wie wichtig es ist, sich von fossilen Brennstoffen zu verabschieden und neue Wege zu gehen. Mit dem Projekt „H2 Carinthia“ könnte Kärnten tatsächlich zum Wasserstoff-Pionier werden und in einem ersten Schritt den öffentlichen Busverkehr klimaneutral werden lassen. Im Sommer startet in Villach die Großproduktion von H2 für Industrie und öffentlichen Nahverkehr.
Ausnahmsweise einmal nur strahlende Gesichter sind Mittwoch Vormittag im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung maskenlos zu sehen - denn es gilt, Frohes zu verkünden. „Kärnten wird noch heuer zur Modellregion für grüne Mobilität“, verspricht Landesrat Sebastian Schuschnig. „In den nächsten Wochen startet Infineon in Villach mit der Produktion von grünem Wasserstoff; im Dezember können dann schon die ersten fünf Postbusse betankt werden.“
Seit 2020 wird an dem Projekt „H2 Carinthia“ gearbeitet, von der Umsetzung ist man nur noch wenige Schritte entfernt, wie auch Infineon-Vorstand Thomas Reisinger bestätigt: „Unsere Wasserstoff-Anlage geht in Villach bald in Betrieb. Es wird ein phänomenales Bild von europaweitem Strahlcharakter, weit über die Kärntner Grenzen hinaus.“ Schon jetzt benötigt der Mikrochiphersteller für laufende Prozesse Wasserstoff - der kommt durch 1000 Kilometer lange Pipelines und mit Lkw alles andere als CO2-sparsam in die Draustadt.
Es wird ein weltweites Vorzeigeprojekt. Allein am Standort Villach werden durch die Wasserstoffproduktion 5500 Tonnen CO2 eingespart, dazu kommen 17 Dieselbusse, die ersetzt werden.
Michael Richter, Projektleiter, Hydrogen Center Austria
„Mit Hilfe unseres Partners Linde können wir ihn in Zukunft aber selbst klimaneutral mit ausschließlich grünem Strom produzieren und ihn zudem zweimal verwenden.“ Erst für die Chips, dann, in einem zweiten Kreislauf neu aufbereitet und gereinigt, als „sauberer Industrieabfall“ für die Busse im Villacher Regionalverkehr.
Dass der Probebetrieb funktioniert, wissen wir. Aber im Dezember starten dann die ersten fünf Linienbusse in der Region Villach-Land, die mit Wasserstoff betankt werden.
Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin bei den ÖBB-Postbussen
Deren Betankung erfolgt zunächst durch mobile Lösungen; schon bald kommt aber die OMV mit einem weiteren prestigeträchtigen Millionenprojekt ins Spiel: „Wir wollen zum führenden Unternehmen für nachhaltige Kraftstoffe aufsteigen - und daher investieren wir auch in Alternativen zum Elektro-Antrieb“, sagt Vizepräsident Andreas Gemes. Bis 2024 sei in Villach eine Wasserstofftankstelle geplant, für die das Behördenverfahren auf zwei geeigneten Grundstücken bereits angelaufen sei. Gemes: „Hier können dann nicht nur die Busse, sondern auch Lkw versorgt werden.“ Sorgen vor den Gefahren des Wasserstoffs - er gilt als leicht und flüchtig, aber auch explosiv - zerstreut Schuschnig: „Das werden keine rollenden Bomben. Wasserstofftanks sind heute schon so ausgelegt, dass sie beschossen werden könnten, ohne dass etwas passiert.“
Wir benötigen Wasserstoff als Trägergas für die Mikrochipproduktion und müssen es derzeit in Lkw hertransportieren.
Thomas Reisinger, Vorstand für Operations bei Infineon Technologies in Villach
Passieren müsse auf Dauer allerdings etwas in der Wasserstoffgewinnung, so die Experten: Noch sind die Verfahren - Grundprinzip ist die Elektrolyse - komplex und aufwändig. Bis zu 30 Millionen Euro wird das Kärntner Projekt kosten; ein Gros davon soll über EU-Mittel hereinkommen.
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