In dem Zivilprozess von Schauspieler Johnny Depp (58) gegen seine Ex-Frau Amber Heard (36) ist die Schauspielerin am Mittwoch erstmals in den Zeugenstand getreten. Dabei bekräftigte sie mit tränenerstickter Stimme, dass ihr damaliger Mann sie geschlagen habe. Zum Auftakt hatte sie gesagt, es sei „schrecklich“ für sie, in dem Prozess wochenlang „alles wieder zu erleben“ und über ihr Leben mit Depp zu sprechen.
„Ich bin hier, weil mein Ex-Ehemann mich verklagt hat“, sagte Heard zum Auftakt der Befragung durch ihre Anwältin. „Dies ist die schmerzlichste und schwierigste Sache, die ich je durchgemacht habe“, sagte Heard über den Prozess. Der Beginn ihrer Liebe hätte dabei nicht romantischer sein können, schilderte die Schauspielerin. Als sie ihre Rolle in „Rum Diary“ bekommen habe, habe Johnny Depp sie angerufen und geschwärmt: „Du bist ein Traum.“
Liebe zu Depp fühlte sich „wie ein Traum“ an
Auch am Set habe die Chemie gestimmt. Der erste Filmkuss habe sich daher auch sehr real angefühlt, so Heard weiter: „Es fühlte sich nicht an wie eine Liebesszene, es fühlte sich echt an.“ Monate nach dem Ende der Dreharbeiten habe Depp sie schließlich kontaktiert und sie zu sich eingeladen. Danach hätten sie sich regelmäßig getroffen. „Es fühlte sich intensiv an“, sagte Heard unter Tränen. Sie hätten ihre Beziehung geheim gehalten, weil die Trennung von Depp und Vanessa Paradis noch nicht öffentlich geworden sei. Gerade deshalb habe es sich „wie ein Traum“ angefühlt. „Es war absolut magisch.“
Doch recht schnell sei die Stimmung in der Beziehung gekippt. Immer wieder sei der Schauspieler verschwunden und nicht erreichbar gewesen. Nach seiner Rückkehr sei er immer öfter anders gewesen, auch wenn er sie die meiste Zeit mit Liebe „überschüttet“ hätte. Doch vielfach habe er auch ihre Kleidung kritisiert, sie schlechtgeredet, sei eifersüchtig gewesen. Während einer gemeinsamen Reise im Jahr 2013 sei es schließlich zu einem heftigen Streit gekommen. Depp habe sie beschuldigt, mit einer Frau geflirtet zu haben, die bei ihnen saß. Daraufhin habe er die Frau bedroht, sie am Arm gepackt und gedroht, ihr das Handgelenk zu brechen, erinnerte sich Heard.
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte“
Zurück im Wohnwagen, in dem sie nächtigten, sei der Streit weiter eskaliert. „Ich ging ins Badezimmer und als ich herauskam, fragte er mich, wo ,es‘ wäre und wie lange ich es versteckt habe“, sagte Heard. Sie habe ihm erklärt, sie wisse nicht, wovon er rede. Daraufhin habe er ihr das Kleid und ihre Unterwäsche vom Leib gerissen und ihren Körper abgesucht. „Er sagte, er suche nach seinen Drogen - seinem Kokain, seinem Koks. Ich habe mich gefragt, wie ich, jemand, der kein Kokain konsumiert und dagegen war … wie könnte ich, warum sollte ich seine Drogen verstecken?“
Unter Tränen schilderte Heard weiter: „Er hat seine Finger in mich reingesteckt. Ich stand nur da und starrte ins Licht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich stand einfach da, während er das tat. Er drehte seine Finger herum. Ich sagte nicht ‚Stop‘ oder so.“
Erste Ohrfeige von Depp „hat mein Leben verändert“
Das erste Mal, als Johnny Depp sie geschlagen habe, „hat mein Leben verändert“, so Heard in ihren Schilderungen vor Gericht weiter. Sie seien gemeinsam auf der Couch gesessen, sie habe ihn nach seinen Tattoos gefragt und gelacht, weil sie es für einen Witz gehalten habe, was auf seinem Arm stand. „Du denkst, das ist lustig, Schl***e?“, habe er sie angefahren, „und er schlug mir ins Gesicht“. Sie habe nicht gewusst, wie sie reagieren solle, habe ihn nur angestarrt. Dann habe er sie erneut geschlagen. Sie habe das Gleichgewicht verloren und sei auf den Teppich gesunken. „Es war klar, dass das kein Witz mehr war.“
Ich wusste, ich musste ihn verlassen, und das brach mir das Herz.
Amber Heard
Sie sei aufgestanden, Depp sei vor ihr auf die Knie gesunken und habe geweint und sich bei ihr entschuldigt. Nach dem Zwischenfall sei sie nach Hause gefahren. „Ich wusste, ich musste ihn verlassen, und das brach mir das Herz“, so Heard. Doch Depp habe sich wieder und wieder entschuldigt und ihr erklärt, er habe „das Monster getötet“ und werde „nie wieder Hand an mich legen“. Sie habe ihm geglaubt und sei bei ihm geblieben.
Depp erklärte unter Eid, Heard nie geschlagen zu haben
Nach gut einem Dutzend Prozesstagen an einem Gericht in Fairfax im US-Bundesstaat Virginia hatte das Team um Depp am Dienstag seine Beweisführung abgeschlossen. Rund zwei Dutzend Zeugen waren zu Wort gekommen. Die Schauspielerin hatte 2016 nach nur 15 Monaten Ehe die Scheidung von Depp eingereicht. Sie warf dem „Fluch der Karibik“-Star häusliche Gewalt vor. Depp hatte im Zeugenstand unter Eid erklärt, Heard niemals geschlagen zu haben.
In seiner Zivilklage hält er seiner Ex-Frau vor, in einem 2018 von der „Washington Post“ veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies habe seinem Ruf geschadet. Depp wird in dem Artikel nicht namentlich erwähnt. Wegen Verleumdung klagt er auf rund 50 Millionen Dollar (gut 45 Millionen Euro) Schadenersatz, Heard hat eine Gegenklage eingereicht. Der am 12. April begonnene Prozess soll mehrere Wochen dauern.
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