Vier-Tage-Woche

Job-Aufreger: Ab heute könnten Sie freihaben!

Österreich
06.05.2022 06:00

Arbeiten Sie noch - oder leben Sie schon? Firmen bieten attraktive Zeitmodelle für den Wunsch nach mehr Freizeit und einer guten Work-Life-Balance.

Drei Tage frei, vier Tage Arbeit, fünf Tage Bezahlung - der Traum eines jeden Arbeitnehmers ist zum Greifen nahe. Oder eben nicht. Denn für die Luxus-Variante (siehe Grafik) braucht es ein Zusammenspiel aus einem toleranten Arbeitgeber, der richtigen Branche und den persönlichen Befindlichkeiten. „Wir können aber einen klaren Trend erkennen, dass diese Variante oft gewählt wird“, weiß Silvia Hruska-Frank von der Arbeiterkammer zu erzählen.

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40 Stunden auf vier Tage aufzuteilen ist nicht die Lösung, sondern ungesund.

Silvia Hruska-Frank

In der Theorie möglich, die Praxis sieht aber anders aus
„In Österreich kann jeder, der will, eine Vier-Tage-Woche vereinbaren, ob Vollzeit oder Teilzeit. Flexible Arbeitszeiten, wie sie die Wirtschaft braucht und wie sie 2018 eingeführt wurden, fördern die Vier-Tage-Woche, weil sie die Verteilung der Arbeitszeit auf weniger Wochentage erleichtern“, rechnet die Wirtschaftskammer vor. Die theoretische Möglichkeit wurde geschaffen, die Praxis sieht aber oft (noch) anders aus.

Internationale Umfragen bilden eine klare Bereitschaft der Arbeitnehmer zu einer Vier-Tage-Woche ab. Wenngleich Hruska-Frank warnend den Zeigefinger hebt: „40 Stunden auf vier Tage aufzuteilen ist nicht die Lösung, sondern ungesund. In Verbindung mit einer Arbeitszeitverkürzung ist es aber ein tolles Modell.“

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Prinzipiell fordert die Arbeiterkammer eine Verkürzung der Arbeitszeit: „Österreich hat im Europa-Vergleich die drittlängsten Arbeitszeiten. Für viele Betriebe ist eine Umstellung aber schwierig.“

Trend geht immer mehr in Richtung mehr Freizeit
Dass sich immer mehr Firmen vom internationalen Trend anstecken lassen und auf vier Tage reduzieren, zeigt auch ein Blick auf Webseiten für Jobsuchende. Immer öfter wird mit attraktiven und flexiblen Arbeitszeiten geworben, um das angespannte Rennen um freie Mitarbeiter zu gewinnen.

„Die Work-Life-Balance gewinnt an Bedeutung, es gibt einen massiven Wunsch nach mehr Freizeit und Zeit mit der Familie“, so Hruska-Frank. Arbeiten Sie am heutigen Freitag? Oder leben Sie schon ...?

Wo die Vier-Tage-Woche getestet wird:

  • Belgien: Die Regierung einigte sich auf eine Reform, die den Mitarbeitern das Arbeiten an vier statt fünf Tagen ermöglicht, „mehr Flexibilität, mehr Freiheit geben soll“, so Premier Alexander De Croo.
  • Island: Als Pionierprojekt gilt ein fünfjähriges Feldexperiment aus 2015, bei dem etwa 2500 Erwerbstätige (zirka ein Prozent der berufstätigen Bevölkerung) ihre Arbeitszeit von 40 auf 36 oder 35 Stunden reduzierten - bei gleichem Gehalt. Die Produktivität der Firmen sei gleich geblieben oder habe sich verbessert.
  • Finnland: „Ich glaube, die Menschen verdienen es, mehr Zeit mit ihrer Familie, mit ihren Lieben, mit ihren Hobbys und anderen Aspekten ihres Lebens zu verbringen - wie Kultur. Das könnte der nächste Schritt in unserem Arbeitsleben sein“, machte sich die jetzige Regierungschefin Sanna Marin bereits als Verkehrsministerin im Sommer 2019 für die Vier-Tage-Woche stark.
  • Deutschland: Die Firma Braineffect aus Berlin reduzierte im Vorjahr die Arbeitszeit über die Sommermonate - weniger Krankheitstage, gleichbleibende Produktivität und geringere Angestellten-Fluktuation.
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