Zoll, Ordnungsamt und Polizei haben am Donnerstag in Deutschland bei einer Großkontrolle des Online-Händlers Amazon in Troisdorf zwei illegale Beschäftigte entdeckt. Ein Lieferwagen habe vollständig abgefahrene Reifen gehabt und sei sofort aus dem Verkehr gezogen worden, sagte ein Zollsprecher nach der Kontrolle. Es gebe außerdem in mehreren weiteren Fällen Hinweise auf Bezahlung unter Mindestlohn.
131 Fahrer seien befragt und zahlreiche Verträge mit Amazon-Subunternehmern überprüft worden, sagte der Sprecher. Eigene Amazon-Beschäftigte wurden nicht befragt, es ging nur um Zusteller bei Subunternehmerfirmen.
Gegen die beiden jungen Fahrer, die ohne Arbeitserlaubnis Pakete ausgefahren hatten, werde ermittelt; vor allem stünden aber die Firmen im Mittelpunkt, die sie illegal beschäftigt hätten, sagte der Zollsprecher. „Das ist kein Kavaliersdelikt, die Menschen sind weder versichert noch werden sie fair bezahlt.“ Der Gesetzgeber sehe hier empfindliche Geldstrafe in fünfstelliger Höhe und in Wiederholungsfällen sogar Haftstrafen vor. Amazon habe die Kontrolle sehr kooperativ begleitet, lobte der Zollsprecher.
Amazon-Hotline für Zusteller
Der Online-Händler sicherte den Behörden volle Unterstützung bei solchen Kontrollen zu. Das Unternehmen erwarte von seinen Vertragspartnern, dass sie sich an die gesetzlichen Vorgaben hielten, sagte ein Unternehmenssprecher. Das gelte insbesondere für Löhne, Sozialabgaben und Arbeitszeiten. Amazon hat in Deutschland eine Fahrer-Hotline in mehreren Sprachen eingerichtet, über die Zusteller Missstände auch anonymisiert mitteilen können, wie das Unternehmen mitteilte.
Missstände bei österreichischen Dienstleistern
Auch in Österreich gab es mehrmals Schlagzeilen rund ums Verteilzentrum des US-amerikanischen Internethandelsgiganten in Großebersdorf in Niederösterreich (Bezirk Mistelbach). Nachdem im Februar 2020 eine Razzia der Finanzpolizei stattgefunden hatte, berichtete die Finanz von 987 Beanstandungen. Darunter fanden sich bei Amazon-Dienstleistern Schwarzarbeit und Abgabenhinterziehung.
„Ich kann mich an keine Kontrolle erinnern, bei der wir auf derartig viele Gesetzesübertretungen gestoßen sind“, sagte der Leiter der Finanzpolizei, Wilfried Lehner. Danach waren auch Rufe nach einer Auftraggeberhaftung laut.
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