Nicht für alle Familien ist der Muttertag ein Freudentag: Verlust, Trennung und schwierige Verhältnisse stellen Kinder, Väter und Großeltern vor Herausforderungen. Wie feiert man mit einem Kind, wenn die Mama nicht mehr da ist? Dagmar Bojdunyk-Rack vom Verein Rainbows Steiermark weiß Antworten.
Wenn Kinder ihre Mutter verloren haben, kann der Muttertag herausfordernd sein. Wie sollte man ihn feiern?
Bei einem Todesfall kommt es auf viele Faktoren an: Wie alt sind die Kinder, wie lange liegt der Tod zurück, gibt es eine Stiefmama und so weiter. Man sollte den Kindern die Freiheit lassen, zu entscheiden, ob und wie sie dieses Ritual feiern wollen.
Wie kann man bei dieser Entscheidung unterstützen?
Man sollte dem Kind vermitteln: Die Mama ist zwar nicht mehr da, du kannst sie nicht mehr angreifen, aber du hast trotzdem noch eine Mama – sie ist nur an einem anderen Platz. Der verstorbene Mensch bleibt im Herzen präsent. Der Muttertag ist auch guter Anlass, um die Erinnerung aufrechtzuerhalten.
Wieso ist das so wichtig?
Weil das Erinnern zum Trauerprozess gehört. Viele Kinder haben Angst, dass sie vergessen, wie ihre Mutter ausgesehen hat oder wie ihr Lächeln war. Man kann am Muttertag gemeinsam Fotos ansehen, etwas basteln oder malen oder über schöne Erinnerungen, etwa gemeinsame Ausflüge, sprechen. Wenn die Kinder das wollen, kann man einen Blumenstrauß pflücken und ans Grab bringen. Oder gemeinsam etwas kochen oder backen, das die Mutter besonders gern mochte.
Und wenn die Kinder das nicht möchten?
Dann ist es auch in Ordnung. Man sollte nur fragen, warum. Oft tragen die Kinder Wut oder Verzweiflung in sich. Dann heißt es genau hinhören: Was braucht mein Kind? Ein Gespräch vielleicht oder Zuwendung? Vielleicht hat das Kind ja in der Schule gehört: „Da hast ja gar keine Mama.“ Aber das stimmt nicht.
Wie geht man mit diesem Tag um, wenn die Mutter die Familie verlassen hat oder die Kinder ihr abgenommen wurden?
Dann sollten Bezugspersonen klarmachen: Du hast trotzdem eine Mama, auch wenn sie Dinge getan hat, die nicht in Ordnung waren. Wichtig ist auch: Das hat nichts mit dem Kind zu tun, es trifft keine Schuld.
Kann der Muttertag auch Scheidungskinder belasten?
Ja, denn er ist ja ein Familienfest, bei dem es Traditionen des gemeinsamen Feierns gibt. Unmittelbar nach der Trennung sollte man nicht gemeinsam feiern, sonst schöpfen Kinder Hoffnung, dass die Entscheidung nicht endgültig ist.
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