"Atlantis"-Mission

US-Spaceshuttle zum letzten Mal ins All aufgebrochen

Wissenschaft
08.07.2011 17:56
Er ist geschafft, der Anfang vom Ende der Ära der Spaceshuttles: Nach stundenlangem Bangen konnte die "Atlantis" am Freitag ins Weltall aufbrechen. Bis kurz vor dem Start fürchteten NASA-Meteorologen noch, dass die letzte Mission einer US-Räumfähre aufgrund tropischen Regens zunächst im wahrsten Sinn des Wortes ins Wasser fallen könnte. Doch das Wetter spielte mit.

"Viel Glück, gute Reise, und habt ein bisschen Spaß da oben", wünschte der Startdirektor der Raumfahrtbehörde NASA, Mike Leinbach, seiner Besatzung noch, dann schob sich der Flieger schnurgerade auf einer Säule aus Flammen und Rauch in den Himmel. Die Verantwortlichen sprachen hinterher erleichtert von einem "problemlosen Start". Allerdings musste der Countdown kurz vor dem geplanten Abflug um 17.26 MESZ Uhr unterbrochen werden, weil kurzzeitig befürchtet wurde, dass sich ein Halte-Arm nicht komplett von der "Atlantis" gelöst hatte. Die Entwarnung kam rechtzeitig, bevor sich das zehnminütige Startfenster wieder schloss. Schließlich schob sich der Flieger in den Orbit.

Ziel ist die Internationale Raumstation ISS. Die vierköpfige Crew, die am Montag in Cape Canaveral eingetroffen war, um sich auf die Mission vorzubereiten, hat mehr als 3,8 Tonnen an Proviant, Ausrüstung und Ersatzteilen im Gepäck. Die Mission bestehe darin, einen Jahresvorrat an Material zur ISS zu bringen. Zudem soll eine neue Methode getestet werden, Satelliten im Weltall von Robotern betanken zu lassen. Als weiteres Experiment ist geplant, mit neu entwickelten Plastikbehältern menschlichen Urin in Trinkwasser zu verwandeln. Außerdem wollen die Astronauten eine schwergewichtige defekte Kühlpumpe von der ISS mit nach Hause bringen - ein Transportvorhaben, das ohne Shuttle künftig nicht mehr möglich sein wird.

Die amerikanischen Shuttles sind die einzigen Raumfahrzeuge, die große Lasten zu dem Außenposten der Menschheit transportieren können. "Dieser Flug ist unglaublich wichtig für die ISS", sagte NASA-Manager Bill Gerstenmeier.

Fast eine Million Schaulustige, 2.000 Journalisten
Fast eine Million Schaulustige in der Region um das Kennedy Space Center wurden Zeugen des historischen Shuttle-Starts. Einige waren um den halben Globus gereist, um dem bewegenden Moment beiwohnen zu können. Schon Mitte der Woche hatten sich Fans an den umliegenden Stränden die Plätze mit der besten Sicht auf den Himmel über dem Weltraumbahnhof gesichert. Rund 2.000 Journalisten waren ebenso nach Cape Canaveral gekommen, um über den historischen Tag zu berichten, mehr als dreimal so viele wie üblich.

Mit einer Mischung aus Vorfreude und Herzschmerz bereitete sich auch die Touristin Nicole Solomon auf das Großereignis vor. "Ich bin mit dem Spaceshuttle aufgewachsen", sagte die 34-jährige Schaulustige aus Kalifornien. "Ich werde die Mission verfolgen, ich werde mir die Landung anschauen, und wahrscheinlich werde ich einige Tränen vergießen."

Obama über "Bilderbuchstart" erfreut
US-Präsident Barack Obama freute sich über den "Bilderbuchstart" der "Atlantis", lobte die Leistungen der NASA und ihres Shuttle-Programms - und richtete den Blick nach vorne. "Es mag der letzte Start eines Spaceshuttle sein - aber er führt uns in die nächste Ära unseres unendlichen Abenteuers, die Grenzen der Erkundungen und Entdeckungen immer wieder neu zu ziehen." Ziel sei, Amerikaner zum Mars zu schicken. Die NASA sei der Herausforderung gewachsen - "und ich plane, dabei zu sein und es zu sehen", sagte Obama.

135. Reise einer Raumfähre
Die insgesamt 135. Reise eines Shuttles ins All, seit die "Columbia" anno 1981 zu ihrer ersten Mission startete, soll maximal 13 Tage dauern und beendet nach 30 Jahren das Shuttle-Programm. Die Spaceshuttles haben mehr als 1.320 Tage im All verbracht. Sie sind bisher mehr als 860 Millionen Kilometer weit geflogen und haben dabei fast 21.000 Mal die Erde umrundet. Künftig sollen sie in verschiedenen Museen ihres Heimatlandes ausgestellt werden.

Die USA haben dann für mehrere Jahre keine eigenen Raumschiffe mehr, um ihre Astronauten ins All zu befördern. Die NASA ist auf Mitflug-Gelegenheiten in russischen "Sojus"-Kapseln angewiesen - was sie 51 Millionen Dollar pro Sitzplatz kostet - und hofft, dass private US-Raumfahrtunternehmen die Lücke bald schließen können.

"Das ist ein trauriger Augenblick", sagte NASA-Astronaut Terry Virts, der im Februar 2010 die Raumfähre "Endeavour" ins All geflogen hatte. "Das Traurige daran ist, dass wir als USA keine eigene Fähigkeit mehr haben werden, Astronauten ins All zu schicken." Es sei hart, etwas zu beenden, wenn es keine Fortsetzung gebe.

Letzte Shuttle-Landung für 20. Juli angepeilt
Als Datum für die letzte Shuttle-Landung in der Geschichte der Raumfahrt werde der 20. Juli angepeilt - genau 42 Jahre nachdem der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte. Allerdings hoffen die NASA-Verantwortlichen, die Abschiedsreise auf 13 Tage ausdehnen zu können. Ob das möglich ist, hänge allerdings davon ab, ob die "Atlantis" gegen Ende der Mission noch genügend Strom in ihren Batterien habe, hieß es.

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