Es verbreitet sich wie die Pest - doch jetzt soll das gefährliche Mikroplastik mittels durchdachtem Aktionsplan aus unserem Alltag gefiltert werden! Im Visier von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne): Reifenabrieb und Klärschlamm.
Bereits im Frühjahr war in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ein bahnbrechendes und global verbindliches Abkommen gegen Plastikmüll in den Meeren beschlossen worden. Jetzt ist der Kampf gegen die Kunststoff-Lawinen auch bei uns angekommen, und zwar durch den „Ökohelden“ Andreas Fahrt, der von der Quelle der Donau in Süddeutschland kommend am Freitag dem großen Strom in Wien entstieg. Dem Chemiker und Langstreckenschwimmer geht es nicht ursächlich um die sportliche Herausforderung, die gewaltige Strecke bis zur Mündung ins Schwarze Meer zu durchkraulen.
Tropfnasser Professor „taucht“ nach Chemie
Tatsächlich will Farth mit seinem Umwelt-Herkulesprojekt vor allem ein Schlaglicht auf die Qualität des kostbaren Nasses in diesem besonderen europäischen Fluss werfen. „Mein Ziel ist, eine lückenlose Bestandsaufnahme der Inhaltsstoffe des Wassers, insbesondere der für die Güte bedenklichen Substanzen, zu erstellen“, unterstrich der tropfnasse Hochschullehrer bei der Begrüßung durch Gewessler.
Beinahe punktgenau mit der Ankunft des Deutschen präsentierte sie einen gut durchdachten Aktionsplan, der der Flut an mikroskopisch kleinen Kunststoffpartikeln zumindest die Spitze nehmen soll. Die Grünen-Politikerin hat zunächst einmal den Klärschlamm ins Visier genommen. Denn genau dort befindet sich die Hauptgefahr der Verseuchung. Laut den hinzugezogenen Experten Hubert Seiringer und Walter Hauer vom „Bündnis mikroplastikfrei“ landen die Schadstoffe aus Kosmetika sowie Wasch- und Reinigungsmitteln häufig im Abwasser und setzen sich im Schlamm ab.
Wir müssen Mikroplastik, wo immer es schwimmt und schon eingedrungen ist, mit allen Mitteln in unserem Alltag reduzieren.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne)
Weiterer Effizienzpunkt der Offensive: Beim Neubau und der Sanierung von höherrangigen Straßen und Gewässerschutzanlagen wird ein Verschmutzungsstopp verpflichtend. Hintergrund ist die unsichtbare Gefahr des Reifenabriebs, eine der größten Mikroplastik-Quellen. Denn die Mengen der durch Bremsen und andere Fahrmanöver weggeschleuderten Schadstoff-Winzlinge wird auf jährlich gewaltige 6800 Tonnen geschätzt.
Verseuchung von Wäldern, Feldern und Gärten
Ins Visier nimmt Gewessler freilich auch Land- und Forstwirtschaft sowie den Gartenbau. Dort bleibt vieles in der Natur liegen und zersetzt sich schleichend zu Mikroplastik. Angestrebt wird, dass bereits heuer bei Markierungsbändern auf nicht abbaubaren Kunststoff verzichtet wird. Ab 2023 sollen bei Wuchshüllen nur noch Biomaterialien oder zumindest plastikfreie Alternativen zur Anwendung kommen.
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