Kathrin Raab ist leibliche Mutter, Langzeit-Pflegemutter und Krisenpflegemutter in einem. Im Leben der 35-jährigen Wienerin dreht sich alles um das Wohl der ihr anvertrauten Kinder.
Beim Fensterputzen läutete das Telefon. Eine Stunde später war Kathrin Raab Mama von Zwillingen - Krisenpflegemama, besser gesagt. Denn den Eltern der zehn Monate alten Buben wurde vor sechs Wochen vom Jugendamt das Sorgerecht entzogen. Direkt nach der Abnahme kamen sie zu Familie Raab. „Die beiden sind wirklich entzückend“, erzählt die 35-Jährige, die ihr größtes Glück im Mamasein findet.
Vom Integrationskind zum Musterschüler
Mit ihrem Mann Matthias hat die Wienerin eine leibliche Tochter: „Sophie kam als Frühchen zur Welt, bei der Geburt gab es Komplikationen“, erzählt Frau Raab, dass die Zwölfjährige auf einen Rollstuhl angewiesen ist. „Zum Glück hat sie überlebt, aber wir wollten unser Glück nicht nochmals aufs Spiel setzen.“ Weshalb sich das Paar zu Pflegeeltern ausbilden ließ, 2016 den heute achtjährigen Samuel (Name von der Redaktion geändert) aufnahm.
Das damals schwer vernachlässigte Kind musste in den ersten Lebensjahren schlimme Erfahrungen machen: „Im Kindergarten war er noch ein Integrationskind, heute ist er super in der Schule und liest ,Harry Potter‘-Bücher“, ist für die Vollzeit-Mama die rasche Entwicklung der Kinder die größte Genugtuung.
Es macht mich glücklich, die Kinder zu begleiten, zu stabilisieren und ihnen Liebe zu schenken. Schön, dass ich Teil davon sein darf, wenn sich ihr Leben positiv verändert.
Pflegemutter Kathrin Raab
Schon sieben Krisenkinder betreut
Während Samuel als Langzeit-Pflegekind dauerhaft in ihrer Obhut bleiben wird, ist die Wohnung in Wien-Floridsdorf für die Krisenkinder nur ein vorübergehendes Zuhause. „Sie bleiben, bis abgeklärt ist, ob sie in ihre Ursprungsfamilie zurückkehren können oder in Langzeitpflege kommen“, so Raab. „Meist dauert der Prozess mehrere Wochen.“ Sieben Krisenkinder unter drei Jahren hat die liebevolle Mama schon betreut, eines davon blieb acht Monate.
Entwicklung entschädigt für schlaflose Nächte
Die Zwillingsbuben werden bald in ein neues Zuhause übersiedeln. „Sie haben so viel gelernt, robben schon fröhlich durch die Wohnung“, weiß Raab, dass es kein leichter Abschied wird. Was sie antreibt, ihr Herz und ihr Daheim für „fremde“ Kinder zu öffnen, schlaflose Nächte in Kauf zu nehmen? „Es macht mich glücklich, die Kinder zu begleiten, zu stabilisieren und ihnen Liebe zu schenken. Schön, dass ich Teil davon sein darf, wenn sich ihr Leben positiv verändert.“
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