In den ersten Tagen des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde der Werksflughafen Hostomel des Flugzeugherstellers Antonov von russischen Truppen angegriffen. Das größte Transportflugzeug der Welt, die An-225 „Mriya“, wurde dabei zerstört. Mittlerweile konnte sich Chefpilot Dmytro Antonov ein Bild von den Schäden machen - und zieht ein ernüchterndes Fazit. Die An-225 sei zu schwer beschädigt, um sie zu reparieren oder wiederaufzubauen. Doch er hofft trotzdem, nach dem Krieg wieder ins Cockpit einer An-225 steigen zu können und will nun ein zweites Exemplar vollenden, das seit rund 30 Jahren in einem Lager schlummert.
Das berichtet das Luftfahrtportal „Flugrevue“ unter Berufung auf ein Interview, das Antonov dem US-Sender „Voice of America“ gegeben hat. Darin schildert der Pilot, der 1500 Stunden seines Lebens im Cockpit der An-225 verbracht hat, wie „schrecklich“ der Anblick am Flughafen Hostomel - siehe Video - für ihn gewesen sei. Er habe sich selbst ein Bild machen wollen, sagt Antonov. Nach Besichtigung des Wracks ist er sicher, dass die einzige flugfähige An-225 durch den russischen Angriff unwiederbringlich zerstört wurde.
Für den Chefpiloten gibt es aber immer noch Hoffnung. Er erklärt in dem Interview, dass Antonov trotz allem wieder eine An-225 in die Luft bringen könne. Seine Hoffnung setzt der Chefpilot in ein zweites, nie vollendetes Modell. Es ruht zerlegt seit Mitte der Neunziger in einem Antonov-Lager nahe Kiew und soll zu rund 70 Prozent fertiggestellt sein. Aus wirtschaftlichen Gründen - die Kosten für die Vollendung könnten in die Milliarden gehen - wurde es allerdings nie vollendet. Dieses Vorhaben wäre schlicht unwirtschaftlich, hieß es noch vor zwei Jahren seitens Antonov.
„Symbol des Sieges“: Unfertige An-225 ist beste Option
Die Zerstörung der einzigen flugfähigen An-225 - das Flugzeug trug den Spitznamen „Mriya“ („Traum“) - rückt das unfertige Exemplar nun wieder in den Fokus. „Es gibt kein Großprojekt, durch das sich die Kosten amortisieren könnten“, weiß auch Chefpilot Dmytro Antonov. Er appelliert aber an seine Landsleute und internationale Investoren, nicht aus Gewinndenken zu handeln, sondern die An-225 auch als Symbol zu betrachten. „Die neue ‚Mriya‘ wird als Symbol erschaffen werden - nicht nur für die Ukraine, sondern für die ganze Welt. Ein Symbol des Sieges.“
Wir haben die Struktur, wir haben das Metall. Was wir noch brauchen, sind die Elektronik und andere Einbauten.
Chefpilot Dmytro Antonov
Der Chefpilot ist guter Dinge, dass dieses Vorhaben gelingen kann. „Wir haben die Struktur, wir haben das Metall. Was wir noch brauchen, sind die Elektronik und andere Einbauten.“ Der Chefpilot ruft dazu auf, sich ernsthaft mit der Vollendung der zweiten An-225 auseinanderzusetzen. Bisher habe niemand eine seriöse Schätzung vorgelegt, was die Fertigstellung am Ende wirklich kosten würde. Durch die Zerstörung der ersten An-225 ist das zweite Exemplar nun aber wohl die beste Option des Flugzeugbauers, will er seinen „Traum“ wieder auferstehen lassen.
Besatzung: 7 Personen (6 im Cockpit)
Länge: 84 Meter
Flügelspannweite: 88,4 Meter
Flügelfläche: 905 Quadratmeter
Höhe: 18,1 Meter
Frachtraumgröße: 43,3 mal 6,4 mal 4,4 Meter
Frachtraumvolumen: 1220 Kubikmeter
Leergewicht: 175 Tonnen
Maximales Startgewicht: 640 Tonnen
Maximale Zuladung intern: 345 Tonnen
Maximale Zuladung extern: 110 Tonnen
Höchstgeschwindigkeit: 850 Kilometer pro Stunde
Dienstgipfelhöhe: 11 Kilometer
Reichweite (leer): 15.400 Kilometer
Reichweite (voll beladen): 2500 Kilometer
Startweg: 3,5 Kilometer
Triebwerke: 6 Mantelstromtriebwerke Lotarjow D-18T
Zum Transport sowjetischer Raumfähre konstruiert
Die Antonov An-225 mit einer Flügelspannweite von 88 Metern wurde zur Zeit der Sowjetunion konstruiert, um die Raumfähre Buran zu transportieren. Insgesamt wurden drei Exemplare bestellt, vollendet wurde vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion allerdings nur eines. Seither wurde das vom Hersteller „Mriya“ getaufte Flugzeug in aller Welt für den Transport besonders sperriger Fracht eingesetzt, die andere Maschinen nie transportieren könnten.
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