Erzbischof erbost

Religionslehrerin kritisiert Klerus: Strafe droht

Österreich
29.06.2011 19:10
Aufregung in der Erzdiözese Salzburg: In einem Evangeliumskommentar für das von der Diözese herausgegebene "Rupertusblatt" hatte eine Religionslehrerin der Kirche vorgeworfen, dass dieser das Gesetz wichtiger sei als der Mensch. Erzbischof Alois Kothgasser (links im Bild) reagierte sofort und maßregelte die Pädagogin für diesen "Missbrauch eines Evangelienkommentars für einen kirchenpolitischen Diskurs". Über weitere Konsequenzen für die Frau werde beraten.

Die Religionslehrerin hatte laut dem katholischem Internetmagazin "kath.net" in einem Kommentar für das "Rupertusblatt" zum Sonntagsevangelium an Franz Jägerstätter erinnert. Dieser hatte im Zweiten Weltkrieg den Wehrdienst verweigert und war dafür hingerichtet worden. "Damals wie heute hat es oft massive Konsequenzen, dem Auftrag Jesu zu folgen. Wie oft getrauen wir uns aus Angst nicht, diese Botschaft Jesu voll und ganz zu leben? Auch die Kirche ist davon nicht ausgenommen", schrieb sie. Und weiter: "Wer die Gesetze der Kirche mehr liebt als den Auftrag Jesu, ist seiner nicht würdig. Viele persönliche Verletzungen passieren leider auch in der Kirche, weil uns das Gesetz wichtiger ist als der Mensch (Rolle der Frau, Wiederverheiratete-Geschiedene, Zölibat, ...)."

Erzbischofs-Sprecher: "Spirituelle und theologische Defizite"
Die Kirche reagierte erbost. Es sei durchaus auch Zweck von Evangelienkommentaren zu vermitteln, was das Schriftwort in der heutigen Zeit bedeute. Bei den besagten Kommentaren handle es sich aber "eindeutig um einen Missbrauch dieser Absicht", sagte Kothgassers Sekretär Otmar Stefan im Auftrag des Erzbischofs. Dass ein Evangelienkommentar für einen kirchenpolitischen Diskurs verwendet werde, sei nicht akzeptabel. "Es scheinen hier theologische und spirituelle Defizite vorzuliegen, denen nachgegangen werden muss", zitiert das Magazin, so Otmar Stefan.

Von der Chefredaktion sei offenbar die gebotene Aufmerksamkeit verabsäumt worden, "in der Meinung, dass eine Religionslehrerin und Pastoralassistentin den unverzichtbaren Anforderungen" entspreche. Nichtsdestotrotz war der fragliche Kommentar am Mittwochabend immer noch online. 

Für Kothgasser bestehe "ohne Zweifel ein dringender Gesprächsbedarf, dem selbstverständlich nachgekommen werde, damit so etwas nicht mehr passiere". Über Konsequenzen für die Lehrerin werde nun beraten. "Eines ist laut Erzbischof klar: Es wird sicher ein Gespräch mit ihr stattfinden. Sie hat ein Problem, und wir auch." Ihre Aussagen könnten nicht so hingenommen werden, es gebe viel Aufregung unter den Gläubigen, erklärte Stefan.

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