Seit etwa 40 Jahren begeistert der italienische Musiker Zucchero mit seiner markanten Stimme, grandiosem Songwriting und sensationellen Konzerten. Die „Krone“ war in der Arena di Verona live dabei, als sich Zucchero für seine sechs Konzerte in Österreich in Form brachte. Bei uns hat er so manch unvergessliche Momente erlebt, wie er im Gespräch bekanntgab.
Zucchero und Österreich - das ist eine Liebesbeziehung, die allen Beteiligten sehr viele schöne Stunden bescherte. Man denke etwa zurück an seinen grandiosen Auftritt beim „Voices For Refugee“-Benefizkonzert am Wiener Heldenplatz 2015. Oder so manch feurige Open-Air-Show, die der Barde mit viel Blues-Gefühl zu unvergesslichen Stunden gedeihen ließ. „Speziell diese Konzerte sind mir in ganz besonders guter Erinnerung geblieben“, erinnert er sich im Gespräch mit der „Krone“ und Journalisten zurück, „die Auftritte vor Tausenden von Menschen beim Wiener Donauinselfest. Oder 1999, als ich vor den Rolling Stones in Imst gespielt habe.“ Diesen Frühling kommt der Hutträger gleich für sechs Konzerte nach Österreich zurück. Coronabedingt mussten seine Auftritte mehrmals verschoben werden, was dem 66-Jährigen noch deutlicher vor Gesicht führte, was im Leben wirklich zählt. „Ohne Musik kann ich nicht leben. Ich bin ein Gypsy, mache das seit Beginn meines Lebens. Konzerte sind die Zukunft.“
Die richtige Mischung
Im Zuge seiner „World Wild Tour“ groovt sich Zucchero gerade kräftig für die Österreich-Termine ein. In der Arena di Verona hatte er gar 14 Auftritte vor jeweils rund 8000 Fans geplant, bei einem dieser Ereignisse war auch die „Krone“ dabei. Wie es sich für ein ordentliches Open-Air gehört inklusive strömendem Regen und kunterbunten Ponchos, die quer durch das historische Areal verteilt zu sehen waren. Seine musikalische Vita umfasst mittlerweile knapp 40 Jahre Welterfolge - nicht leicht, da richtig zu entscheiden. Sein 2019 erschienenes, letztes Studioalbum „D.O.C.“, das er pandemiebedingt noch immer nicht im angemessenen Rahmen auf der Bühne präsentieren konnte, nimmt mit fünf Songs einen gewichtigen Teil des Sets ein. „Facile“, „Spirito nel buio“ oder „La canzone che se ne va“ fügen sich wunderbar in die große Reihe unvergessener und prägender Hits ein. Natürlich dürfen auch die Cover-Songs seines 2021-Werkes „Discover“ nicht fehlen. Rund 500 Stücke hätte er am liebsten gecovert, sie dann aber doch auf rund 15 eingestampft.
„Ich habe vor fünf oder sechs Jahren daran zu arbeiten begonnen, hatte aber nie Zeit, das Album fertigzustellen. Das schaffte ich nur durch die Pandemie.“ Zuhause fand Zucchero nicht nur Zeit, sondern auch die Muse, um sich den wichtigsten Songs gewahr zu werden. „Ich war ca. 15 Jahre jung, als ich mit meiner ersten Band in Clubs zu spielen begann. Das war Anfang der 70er-Jahre. Jetzt kannst du dir gut selbst ausrechnen, wie groß die Spannweite von damals zu heute ist und wie viele Songs mich bewegt haben.“ Ein paar waren für Zucchero von vornherein nicht wählbar, was hauptsächlich an ihrer Einzigartigkeit liegt. „An einem Lied wie ,Imagine‘ von John Lennon will ich mich nicht vergreifen. Wie kann man so eine Nummer noch verbessern?“ Gerne greift Zucchero bei seinen Auftritten aus seinem reichhaltigen Fundus an möglichen Cover-Songs. Die Songs werden von Show zu Show ausgetauscht und verändert, für den Interpreten ergibt sich eine große Spielwiese.
Privat bei Mick Jagger
Für Fabrizio de Andrés „No visto Nina volare“ wagte er sich in Verona sogar kurz in den strömenden Regen, Coldplays „The Scientist“ fehlte es dafür ein bisschen an Verve und der Bee-Gees-Klassiker „Stayin‘ Alive“ kann rückblickend als einziger Kritikpunkt des Abends notiert werden. Der weibliche Wechselgesang erklang zuweilen gar etwas schief, doch das störte dem bunten Treiben ebensowenig, wie das doch überraschende Fehlen seines Top-Hits „Senza Una Donna“. Diesen Track, berichteter er im Gespräch vor dem Konzert schmunzelnd, habe er im Sommer 2020 sogar bei Mick Jaggers privater Geburtstagsparty auf einem toskanischen Schloss zum Besten gegeben. Die zehnköpfige Band Zuccheros nuancierte perfekt zwischen eruptiven Rock-Elementen, balladesker Ruhe und dem rhythmisch stets herausfordernden Blues, der als klanglicher Stamm das Fundament für die in alle Richtungen wachsenden Soundäste bildet. „Die Setlist zu verändern ist immer eine Herausforderung, aber wir alle brauchen dieses Adrenalin.“
In den Duetten mit Backgroundsängerin Oma Jali fuhr Zucchero, zeit seines Lebens ein Fan von kreativen Kooperationen, so richtig zur Hochform auf. Die manchmal gar an Joe Cocker gemahnende Reibeisenstimme hat sich mit zunehmendem Alter noch einmal erhärtet und gibt Songs wie „Miserere“ oder dem Hit „Baila Morena“ die Einzigartigkeit, die Zucchero seit Dekaden aus dem Mitbewerb herausstechen lässt. Die Spielfreude des selbsternannten Roma kannte nach der langen Zeit des Darbens keine Grenzen. 2021 war nur eine kleine Akustiktour möglich, ansonsten konzentrierte sich der Italiener auf das Songwriting und die Konzeption der Show. Von ausufernden Special Effects hält er bisweilen nichts. Zur visuellen Untermalung diente eine in Sonnenstrahlen eingerahmte, riesige Videowall in der Bühnenmitte, dazu gab es eindrucksvolle Lichteffekte. „Es gibt keine Raketen oder so was in der Art“, lacht er, „das schöne Licht reicht im Großen und Ganzen. Ich will den Menschen auf der Bühne immer ein kleines Stück des Kuchens geben und das Drumherum sollte nicht so wichtig sein.“
Noch lange nicht genug
Insgesamt hat Zucchero 150 Konzerte für sein großes Comeback nach der pandemiebedingten Pause geplant. In den altehrwürdigen Mauern der kultigen Arena konnte man leibhaftig sehen, wie schnell er sich wieder an die Bühne, den Applaus und die Musik gewöhnt hat. Mehr als zwei Stunden lang lieferte er eine attraktive Mischung aus den größten Hits, mitreißenden Fremdkompositionen, neuen Tracks und der einen oder anderen Überraschung, die einen ohnehin stets unplanbaren Zucchero-Auftritt noch etwas unplanbarer gerieren. Seine Fans quer durch Österreich können sich jedenfalls freuen - die erzwungene Pause hat ihm sicht- und hörbar gutgetan. Ist denn eine Live-Karriere bis ins hohe Alter möglich? Etwa so, wie bei seinem Freund Mick Jagger? „Mick ist jeden Tag im Fitnesscenter, diese Disziplin habe ich nicht.“ Davon war zumindest live wenig zu sehen.
Zucchero spielt seine „World Wild Tour“ in Österreich an folgenden Terminen: am 31. Mai in der Olympiahalle Innsbruck, am 16. Juni in der Wiener Stadthalle, am 17. Juni in der Salzburgarena, am 26. Juni in der Stadthalle Graz, am 30. Juni im Messequartier Dornbirn und am 1. Juli auf der Burg Clam. Unter www.oeticket.com gibt es alle weiteren Infos und die Karten für die Top-Shows mit der italienischen Legende.
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