Erstmals seit mehr als einem halben Jahrhundert wurde eine neue Sitzungsperiode des britischen Parlaments an diesem Dienstag ohne Queen Elizabeth II. eröffnet. Die mittlerweile 96 Jahre alte Königin ließ die traditionelle „Queen‘s Speech“ in diesem Jahr von ihrem 73-jährigen Sohn Prinz Charles verlesen, wie der Buckingham-Palast am Montag mitteilte. Begründet wurde dies mit „Mobilitätsproblemen“.
Charles blickte während seiner Rede britischen Medien zufolge auf die Krone seiner Mutter. Begleitet wurde er von seiner Frau Herzogin Camilla und seinem Sohn Prinz William. Es war das erste Mal, dass William, der Charles auf den Thron folgen wird, bei der Parlamentseröffnung anwesend war.
Beginn einer faktischen Prinzregentschaft
Neben Charles, der auf dem prachtvollen Thron Platz genommen hatte, war auf einem kleinen Tisch die glitzernde Staatskrone - Imperial State Crown genannt - platziert. Erwartet wird, dass die inzwischen gebrechliche Monarchin die Aufgabe auch in Zukunft ihrem Sohn überlassen wird.
In britischen Medien war bereits vom Beginn einer faktischen Prinzregentschaft unter Charles die Rede.
Symbolischer Akt
Zum State Opening of Parliament versammeln sich die Mitglieder beider Kammern des Parlaments - Abgeordnete und Lords - im Oberhaus. Der konservative Premierminister Boris Johnson und Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei verfolgten den Vortrag schweigend vom hinteren Teil des Plenarsaals im Oberhaus.
Die britische Königsfamilie bleibt bei politischen Fragen neutral. Es ist nur ein symbolischer Akt, dass die Regierungserklärung vom Monarchen als Staatsoberhaupt verlesen wird. Geplant sind demnach unter anderem Gesetze, um die Folgen steigender Lebenshaltungskosten abzufedern, die Klimakrise zu bewältigen und Großbritannien weiter vom Orbit der Europäischen Union zu entfernen.
Rede nur zweimal verpasst
Aus gesundheitlichen Gründen hatte die Königin in den vergangenen Monaten schon mehrfach Termine abgesagt. Traditionell verliest die Queen zu Beginn der neuen Sitzungsperiode die Regierungserklärung des jeweiligen Premierministers. Faktisch ist sie aber nicht mit Regierungsgeschäften befasst.
Die Parlamentseröffnung verpasste Elizabeth II. in ihrer 70 Jahre währenden Regentschaft bisher nur zwei Mal - jeweils 1959 und 1963, als sie schwanger war.
Die Eröffnung der neuen Sitzungsperiode wird üblicherweise von großem Prunk begleitet. 2020 fiel die Zeremonie wegen der Corona-Pandemie aus. Vergangenes Jahr fand sie in kleinerem Rahmen statt. Seit 2016 nutzte die Queen beim Besuch des Parlaments den Aufzug und nicht mehr die Treppe. Zudem wurde sie in einer Limousine vorgefahren und nicht mehr in einer Kutsche und trug zuletzt auch nicht mehr die schwere Krone und die Staatsrobe, sondern Hut und Kostüm.
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