Tickende Zeitbombe

Jemen: Tanker droht Ölkatastrophe zu verursachen

Ausland
10.05.2022 14:58

Der verrostete Öltanker „FSO Safer“ vor der Küste Jemens droht im Roten Meer eine Ölkatastrophe zu verursachen. Das empfindliche Ökosystem sowie die Küstengemeinden könnten mit verheerenden humanitären und ökologischen Folgen konfrontiert werden. 1,1 Millionen Barrel Öl könnten den Lebensraum von Schildkröten, Walen und Fischen vernichten. 

Beinahe unbemerkt von der Weltöffentlichkeit tickt mitten im Kriegsgebiet eine stille Zeitbombe: Der Öltanker „FSO Safer“ liegt seit Jahren im Roten Meer vor der Küste des Bürgerkriegslandes Jemens und verrostet. Mehr als 1,1 Millionen Barrel Öl befinden sich noch an Bord.

„Der Öltanker “FSO Safer„ ist eine tickende Zeitbombe. Seit sieben Jahren wurde der gewaltige Tanker nicht mehr gewartet - so ist beispielsweise auch das Feuerlöschsystem bereits seit Jahren außer Betrieb. Der Tanker könnte jederzeit auseinanderbrechen, sinken oder explodieren. Für das extrem diverse Ökosystem und die zahlreichen Küstengemeinden wäre das eine Katastrophe“ so Lukas Meus, Meeresexperte bei Greenpeace Österreich.

Der verrostete Öltanker „FSO Safer“ (Bild: Greenpeace)
Der verrostete Öltanker „FSO Safer“

Eine Ölpest ausgelöst durch den „FSO Safer“ könnte viermal so groß wie der Ölunfall des Tankers „Exxon Valdez“ 1989 vor der US-Küste ausfallen. Damals wurde ein ganzes Ökosystem zerstört.

Fakten

Das Rote Meer ist ein globaler Hotspot der Artenvielfalt, unter anderem, weil es mehr als 16.000 Quadratkilometer Korallenriffe beherbergt. Einige der Korallen sind sehr ungewöhnlich, weil sie relativ große Schwankungen der Meerestemperatur aushalten können. Im Roten Meer sind über tausend Fischarten nachgewiesen, von denen 138 nur vor Ort vorkommen. Fünf der sieben Meeres-Schildkrötenarten sind im Roten Meer beheimatet. Darüber hinaus findet man im Roten Meer auch den selten gewordenen und akut vom Aussterben bedrohten Dugong und Wale wie Risso-Delfine, Große Tümmler, Falsche Schwertwale und Bryde-Wale.

Eine Ölpest im Roten Meer wäre eine ökologische und humanitäre Katastrophe. Die lokale Fischerei, von der viele Menschen im Jemen leben, könnte zum Erliegen kommen. Wichtige Häfen in dem ohnehin vom Krieg gebeutelten Land könnten betroffen sein und Importe essenziell benötigter Waren weiter erschweren. Sollte sich eine Ölpest bis in den Suezkanal ausbreiten, könnten die Auswirkungen noch viel weitere Kreise ziehen.

Ein Schwarm Barrakuda (Bild: © Axel Heimken / Greenpeace)
Ein Schwarm Barrakuda
Seekuh vor Marsa Alam (Bild: © Axel Heimken / Greenpeace)
Seekuh vor Marsa Alam

Die Öko-Katastrophe kann nur abgewendet werden, wenn das Öl der „FSO Safer“ auf einen anderen Tanker umgeladen wird, der die Sicherheitsbestimmungen erfüllt. Eine vorübergehende Waffenruhe im Kriegsgebiet Jemen eröffnet jetzt die Möglichkeit dafür - aber das Zeitfenster ist eng: Sollte der Öltransfer nicht bis Oktober über die Bühne gehen, lässt das Wetter die Operation wieder mehrere Monate lang nicht zu. Die Zeit drängt also - und das hat nun endlich auch die UNO erkannt, so Greenpeace.

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