Osttiroler steigt auf

„Mr. Jungbauernkalender“ Totschnig wird Minister

Politik
10.05.2022 14:54

Vom ÖVP-Bauernbund ins Landwirtschaftsministerium - diesen für Österreich typischen Karriereweg geht nun auch der 47-jährige Osttiroler Norbert Totschnig. Seit 2017 ist er Direktor des Bauernbunds, davor arbeitete er in den Kabinetten von Michael Spindelegger und Reinhold Mitterlehner und als Referent im ÖVP-Klub. Als Generalsekretär der Bauernbund-Jugend war er von 2002 bis 2007 für den kultigen Jungbauernkalender verantwortlich und sorgte für ländliche Erotik.

Seiner Partei attestierte Totschnig schon in der Schüssel-Ära Sex-Appeal. „Sie ist mindestens so sexy wie die Jungbauernschaft. Wie sexy die sein kann, hat sie mit dem Jungbauernkalender bewiesen“, sagte er bei der Wahlparty nach der Nationalratswahl 2002. Für ihn stand die ÖVP damals für Jugend, Fortschritt und die Zukunft.

Klimakrise als großer Brocken
Apropos Zukunft: Die Klimakrise - Stichwort Trockenheit - beschäftigt den Agrarier schon länger. Im Waldviertel hat etwa der Borkenkäfer den Fichten in den vergangenen Jahren stark zugesetzt. Nachdem 2019 mehr als 60 Prozent der Holzernte Schadholz war, verhandelten er und der Bauernbund mit Vorgängerin Elisabeth Köstinger einen letztlich mit 350 Millionen Euro dotierten Waldfonds.

(Bild: APA/EXPA/ MICHAEL GRUBER)

Osttiroler „jagert“ gern im Wienerwald
Im Wald ist Totschnig auch privat gerne unterwegs. Wenn er Osttirols Natur und Bergwelt vermisst, geht der seit 2001 in Wien lebende Familienvater als Ausgleich im Wienerwald „jagern“, wie er 2019 in einem Interview erzählte. Eine klare Meinung hat er zum Wolf: „Was nicht geht, ist, dass wir zusehen, wie die Nutztiere gerissen, die Bauern demotiviert werden und die Almwirtschaft zugrunde geht“, so Totschnig damals.

HTL und Wirtschaftsstudium, Innsbruck und Wien
Seine Heimat Osttirol verließ der HTL-Absolvent im Alter von 19 Jahren für das Studium der Internationalen Wirtschaftswissenschaften, das er 2001 in Innsbruck abschloss. Seine Diplomarbeit schrieb er über „E-Business für die Forstwirtschaft in der Europaregion Tirol“. Ein Rückkehr von den Wiener Straßenschluchten in die Osttiroler Gebirgstäler schloss Totschnig in dem Zeitungsinterview 2019 nicht aus. „Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich habe auch einen kleinen Baugrund in Tristach.“

(Bild: Tiroler Bauernbund)

Eine Chance für die Bergbauern
Die Berge beschäftigten den bisherigen Interessensvertreter aber auch in der Bundeshauptstadt. Eine für die Zukunft entscheidende Frage wird laut Totschnig sein, „wie man das agrarpolitisch gestaltet, damit die Bergbauern eine Chance haben zu bleiben“ - diese Gestaltungsmacht liegt nun in seinen Händen.

Schon für Spindelegger und Mitterlehner tätig
Zur Person: Norbert Totschnig, geboren am 6. Juni 1974 in Lienz in Osttirol, ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Magister der Wirtschaftswissenschaften. 2013 bis 2014 Referent im Kabinett von Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger, 2014 bis 2016 Referent im Kabinett von Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Davor und danach Referent für Land- und Forstwirtschaft im ÖVP-Parlamentsklub. Seit 2017 Direktor des Österreichischen Bauernbundes.

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