Die Kandidatensuche innerhalb der ÖVP ist immer für Überraschungen gut. Nutznießer ist diesmal Tirol und somit Landeshauptmann Günther Platter. Denn aus einer Tirolerin in der Bundesregierung wurden nun zwei Tiroler.
Hätten die Telefone noch Drähte bzw. Kabel, sie wären in der Nacht von Montag auf Dienstag wohl heiß gelaufen. So waren es wahrscheinlich nur die Handys, die im Dauerbetrieb an eine Steckdose angeschlossen zwischen Innsbruck und Wien, sprich bei Gesprächen zwischen Tirols LH Platter und Bundeskanzler Karl Nehammer, gehörig auf Temperatur kamen. Galt es doch aus Sicht des Kanzlers, Führungsstärke zu zeigen und somit so rasch als möglich Nachfolgekandidaten zu finden und zu präsentieren.
Klare Vorgaben bei Kandidatensuche
Wie diese Stunden der Findung von neuen Regierungsmitgliedern ablaufen, kann an dieser Stelle nur spekulativ beschrieben werden. Aber wer die Praxis der Kandidatensuche bei der ÖVP kennt, weiß, dass es klare Vorgaben gibt, die letztlich entscheiden. Und so war es nur eine logische Folge dieser Vorgaben, dass die Nachfolge von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger im besten Falle des Falles ein Tiroler mit Bauernbundzugehörigkeit antreten könnte.
Zwei Fliegen auf einen Streich nennt man das: zum einen den mächtigen Bauernbund (bundesweit knapp 240.000 Mitglieder), zum anderen Platter zufriedenstellen. So wurde gesucht und auch gefunden - und zwar in Person von Norbert Totschnig. Der gebürtige Lienzer (47), seit 2017 Direktor des Österreichischen Bauernbundes, erfüllte diese Kriterien.
Aus Regierungsumbildung geht Platter gestärkt hervor
Wobei er wesentlich mehr Tiroler Nähe und Vergangenheit mitbringt, als es etwa die scheidende Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck je tat (auch sie wurde ja als Tirolerin „verkauft“) – die zwar in Tirol aufgewachsen war, ansonsten aber politisch bis zu ihrer Bestellung als Ministerin eher weniger als mehr mit Tirol am Hut hatte und auch ihren Lebensmittelpunkt aktuell in Niederösterreich hat.
Gestärkt aus dieser Regierungsumbildung geht aber Platter hervor. Immerhin wird sein bisheriger Büroleiter, namentlich Florian Tursky (33), nun Staatssekretär, betraut mit den Agenden Digitales und Breitband. Platter betonte zur „Krone“: „Ich kann mit Karl Nehammer sehr gut, bin sehr eng mit ihm. Es freut mich, dass Tirol künftig doppelt in der Bundesregierung vertreten sein wird.“ Angesiedelt wird Tursky im Finanzministerium von Magnus Brunner sein.
Im Tiroler Landhaus rumorte es öfter
Dem Vernehmen nach können der Vorarlberger Brunner (er ist mit einer Tirolerin verheiratet) und Tursky sehr gut miteinander. Indes ist man im Landhaus angeblich nicht ganz unglücklich, dass Tursky in die Bundeshauptstadt wechselt. Es rumorte zuletzt immer öfter, was angeblich dessen Umgangston mit der Beamtenschaft betrifft. Auf Tursky folgt übrigens Jakob Grüner als neuer Büroleiter von Landeshauptmann Platter.
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