Überschattet vom Regierungsumbau hat Klaudia Tanner in den USA ein folgenreiches Abkommen zu mehr militärischer Zusammenarbeit unterzeichnet. „Krone“-Redakteur Paul Tikal begleitete die ÖVP-Verteidigungsministerin nach Vermont.
George Washington besuchte Mount Vernon, 20 Kilometer vom Weißen Haus entfernt, um sich an den flachen Ufern des Potomac vom Unabhängigkeitskrieg zu erholen. 200 Jahre später läuft Klaudia Tanner hier Kreise in den staubigen Boden. Die Verteidigungsministerin hat wenig geschlafen. In Wien haben kurz nach ihrer Abreise in die USA am Sonntag zwei Ministerinnen ihrer Partei das Handtuch geworfen. Die ÖVP strauchelt.
SPP unter Dach und Fach bringen
Tanners Name fällt sofort als mögliche Nachfolgerin Elisabeth Köstingers als Landwirtschaftsministerin, doch sie wiegelt ab. „Jeder weiß, dass ich das Verteidigungsministerium nicht aufgebe“, sagt sie. „Ich habe noch viel vor.“ Zum Beispiel das State Partnership Program (SPP) mit dem US-Bundesstaat Vermont unter Dach und Fach zu bringen.
Militärisches Know-how
Der weitgehend unbekannte Kooperationsvertrag zwischen der Nationalgarde und Österreich ist der Grund, warum Tanner in die USA gereist ist. Zuerst nach Washington, D.C. ins Pentagon, dann nach Vermont. Als erstes westeuropäisches Land tritt Österreich diesem Programm bei, dessen vordergründiges Ziel es ist, militärisches Know-how auszutauschen.
Hilfe von Salzburger Gebirgsjägern
Schon 1983 halfen Gebirgsjäger aus Salzburg dabei, in Vermont die Mountain Warfare School aufzubauen, das Gebirgskampfzentrum der US-Streitkräfte. Seitdem versteht man sich. „Wir wollen miteinander und voneinander lernen“, sagt Tanner vor dem Kapitol des Bundesstaates, bevor sie die Vereinbarung unterzeichnet.
Botschafterin Victoria Kennedy ist extra angereist, Gouverneur Phil Scott spricht. US-Medien sind versammelt und führen Interviews mit der Ministerin, in einer Ecke spielt eine Bigband (siehe Video oben). Eine große Sache für Vermont, eine große Sache für die Politikerin aus Scheibbs.
Denn beim SPP geht es um mehr, als ein paar Unteroffiziere beider Länder auszubilden. Es soll der Auftakt einer tiefen Beziehung zwischen dem kleinen Bundesstaat im Norden der USA und Österreich sein.
Ahornsirup für Österreich
Wir sind dabei alles andere als der Juniorpartner: Mit fast 14-mal so großer Bevölkerung und zwölfmal höherer Wirtschaftsleistung als das kleine Vermont erhoffen sich die Amerikaner von Österreich nicht nur Austausch im Bereich von Drohnenabwehr, Gebirgskampf und Cyberkrieg, sondern auch in der Landwirtschaft, im Bildungsbereich und beim Handel. Ahornsirup für Österreich, Red Bull für Vermont. Sogar ein Skigebiet gibt es hier. Geschenke werden ausgetauscht, die Bigband spielt. Tanner lächelt wieder, bevor sie ihre Reise vorzeitig abbricht. Daheim wartet die ÖVP.
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