Wegen Kriegsverbrechen

Ukraine kündigt ersten Prozess gegen Russen an

Ausland
12.05.2022 11:15

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hat den ersten Prozess wegen Kriegsverbrechen gegen einen russischen Soldaten angekündigt. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung des Büros der Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa wird ein 21-jähriger Russe beschuldigt, aus dem Fenster eines gestohlenen Autos heraus einen Zivilisten getötet zu haben, der Zeuge des Diebstahls war.

Nach einem Angriff auf seinen Konvoi in der Nordukraine am 28. Februar wollte der Soldat den Angaben zufolge mit vier Kameraden in dem gestohlenen Auto fliehen. Der 62-jährige Zivilist war demnach mit seinem Fahrrad unweit seines Hauses im Dorf Tschupachiwka unterwegs. Er war nicht bewaffnet.

Soldat droht lebenslange Haftstrafe
Der Staatsanwaltschaft zufolge schoss der 21-jährige Wadim Schischimarin auf Befehl eines seiner Kameraden auf den Mann, weil dieser Zeuge des Diebstahls war. Schischimarin befindet sich in ukrainischer Haft, ihm droht eine lebenslange Haftstrafe wegen Kriegsverbrechen und Mord.

Die Staatsanwaltschaft veröffentlichte ein unscharfes Foto des Verdächtigen. Sie machte keine Angaben zu den Umständen seiner Gefangennahme sowie dem Schicksal der anderen vier russischen Soldaten. Ein Termin für den Prozess wurde nicht mitgeteilt.

Zugang zu umkämpften Gebieten verwehrt
Generalstaatsanwältin Wenediktowa sagte am Mittwochabend im ZDF-„heute-journal“, ihre Arbeit finde unter erschwerten Bedingungen statt, weil ihren Behörden der Zugang zu den umkämpften Gebieten verwehrt bleibe. Dies sei etwa in der Hafenstadt Mariupol der Fall.

Satellitenbilder zeigen Zersörungen in der umkämpften Stadt Mariupol. (Bild: AFP)
Satellitenbilder zeigen Zersörungen in der umkämpften Stadt Mariupol.

Erwachsene und Kinder verschleppt
Auf die Frage, was sie über die Zwangsverschleppungen von Ukrainern sagen könne, sagte Wenediktowa, sie führe mit ihrem Team dazu Ermittlungen. „Es sind Erwachsene wie auch Kinder“, sagte sie. Allerdings sei auch hier die Arbeit sehr schwierig, weil sie keinen Kontakt zu den Verschleppten habe, da ihnen oft die Telefone weggenommen würden.

Die Regierung in Kiew und die US-Regierung machen Russland für eine Reihe von Kriegsverbrechen in der Ukraine verantwortlich, unter anderem in dem Kiewer Vorort Butscha.

Sondersitzung zur Lage der Menschenrechte
Der UNO-Menschenrechtsrat in Genf hält auf Antrag Kiews am Donnerstag eine Sondersitzung zur Lage der Menschenrechte in der Ukraine ab. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hatte Russlands Mitgliedschaft im Menschenrechtsrat wegen des Ukraine-Kriegs im April ausgesetzt. Russland hatte unmittelbar danach seinen Austritt aus dem Gremium erklärt.

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