Unbezahlte Praktika

Pflege-Reform: So reagieren Grazer Studierende

Steiermark
13.05.2022 06:00

Lange haben sie dafür gekämpft, nun hat die Regierung es endlich versprochen: Wer Pflege studiert oder eine Ausbildung macht, bekommt ein Taschengeld. Was sagen Studenten?

Stefan Ritz scrollt durch eine Facebook-Gruppe für Gesundheitsberufe. „DGKP gesucht, DGKP gesucht...“, liest er vor. Überall, egal ob in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, wird es gesucht: diplomiertes Pflegepersonal. Chronischer Mangel ist in dieser Branche schon längst Realität, umso gefragter sind junge Einsteiger. 

Der 23-jährige Stefan Ritz und seine Studienkollegen Corina Baumann (25), Katharina Drawetz (22) und Noah Mandl (25) werden in einem Jahr ihren Bachelor in Gesundheits- und Krankenpflege an der FH Joanneum abschließen. „Wir sehen uns dann alle am Pflegebett“, sagt Ritz. „Der Beruf ist einfach schön. Man kriegt etwas zurück, was kein Geld wert ist.“

Stafen Ritz übt mit einer Puppe und Studiengangsleiterin Eva Mircic (Bild: Sepp Pail)
Stafen Ritz übt mit einer Puppe und Studiengangsleiterin Eva Mircic

Der Weg bis dahin ist kein leichter. Zu drei Jahren Studium gehören 2300 Stunden oder 57 40-Stunden-Wochen Praktika – und das bis dato unbezahlt. „18 von 20 Kollegen in meiner Gruppe haben einen Nebenjob – den müssen sie auch während des Praktikums weiter machen. Sonst wird es mit dem Zahlen der Miete knapp“, erklärt Ritz.

Sie alle machen die Praktika gerne – ärgern sich aber, dass sie als volle Arbeitskraft ohne Lohn eingesetzt werden. „Ich wurde gefragt, ob ich am 24., 25. und 26. Dezember, am 31. Dezember und am 1. Jänner arbeiten kann“, sagt Katharina Drawetz. „Ich verstehe das, das Personal braucht auch Entlastung. Aber wir bekommen auch am Feiertag kein Geld.“ Noah Mandl ergänzt: „Und auch keine Gefahrenzulagen! Als hätten wir Praktikanten kein Risiko, Covid zu bekommen.“

„Wollen einfach die gleiche Behandlung“
Deswegen schrieb die Studienvertretung schon Ende vergangenen Jahres an die Landesregierung und bat um einen Ausbildungszuschuss. „Für Schüler, die eine Ausbildung zur Pflegefachassistenz machen, gibt es das ja schon. Wir wollen einfach die gleiche Behandlung.“

Nachdem Pflegelandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) vergangene Woche im Landtag auf eine Anfrage der Neos antwortete, es müsse eine bundeseinheitliche Lösung her, scheint diese nun Realität: Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) stellte am Donnerstag die Pflegereform vor. Darin enthalten: 600 Euro Ausbildungszuschuss pro Monat – auch für Studenten an Fachhochschulen.

Zitat Icon

Das ist ein wirklich guter Tag für die Pflege. Der Ausbildungszuschuss von mindestens 600 Euro pro Monat geht in die richtige Richtung, auch die neue Pflegelehre freut mich.

Juliane Bogner-Strauß, Gesundheitslandesrätin (ÖVP)

„Genieße noch mit Vorsicht“
Als Stefan Ritz davon erfährt, lacht er, klingt fast ungläubig. „Ich freue mich sehr über jede Unterstützung, aber ich genieße das noch mit Vorsicht.“

Kritik übt die steirische Opposition. Die FPÖ fordert schon lange gleich viel Geld wie für Polizeischüler, also etwa 1.800 Euro im ersten Jahr. Den Neos fehlt der Weitblick der Reform: „Es gibt Ankündigungen, aber es ist nicht klar, wie es in zwei Jahren weitergehen wird“, sagt Mandatar Robert Reif.

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