Eines der beliebtesten Instrumente bei Alt und Jung ist die Steirische Harmonika. Die „Krone“ blickte hinter die Kulissen des ältesten Harmonika-Erzeugers Kärntens und war sogar bei der Produktion dabei!
Wir schreiben das Jahr 1874, der Klagenfurter Uhrmacher Josef Novak entschließt sich, eine Steirische Harmonika zu bauen. Ihm dürfte damals wohl nicht bewusst gewesen sein, dass er damit den Grundstein für einen der erfolgreichsten Harmonika-Erzeuger legte. Auch heute arbeiten bei Novak Harmonikas in Klagenfurt noch 30 Mitarbeiter nach alter Tradition.
Im großen Schauraum in der Neunergasse befindet sich neben zahlreichen neuen Instrumenten auch ein ganz besonderes Stück – eine der ersten Novak Harmonikas. „Mein Vorgänger Arno Sussitz fand das Instrument auf einem Flohmarkt“, erzählt Geschäftsführer Heinrich Schedler, während er die Harmonika ganz vorsichtig aus dem Schaukasten nimmt. Doch das über ein Jahrhundert alte Instrument ist nur ein Teil der alten Tradition der Novak Harmonikas. Denn in der Werkstatt wird diese ebenso weitergelebt.
Vom Holzbrett zum meisterlichen Instrument
Beim Betreten der Werkstätte duftet es regelrecht nach Holz. Drei fleißige Mitarbeiter sägen, hobeln, schleifen, bohren und leimen. Und das teilweise noch mit alten Maschinen.
„Den Anfang jeder Harmonika bildet ein Rahmen aus Fichtenholz“, verrät Schedler. „Das ist besonders leicht und hat hervorragende Klangeigenschaften.“ Ist der Holzrahmen verleimt, wird er wieder in zwei Teile zerschnitten – in die Diskant- und in die Bassseite. Während das passiert, schleift einer der Tischler schon eifrig am Griffbrett. „Wir greifen hier aber schon auf neuere Maschinen zurück. Besonders bei den Löchern für die Knöpfe. Eine Maschine ist wesentlich genauer“, erklärt der Geschäftsführer, während er seinem Mitarbeiter über die Schulter blickt.
Doch damit ist die Arbeit für die Tischler noch lange nicht getan. Es fehlt noch das Innenleben einer Harmonika. „Hier werden die Stimmstöcke vorbereitet“, sagt einer der Mitarbeiter. Anschließend werden die Teile von den Tischlern noch mit dem gewünschten Furnier versehen und dementsprechend lackiert.
Feinste Mechanik für die flotten Finger
Während in der Tischlerei noch am Gehäuse gearbeitet wird, ist man im Nebenraum schon damit beschäftigt, die Mechanik zu erzeugen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Denn mit einem speziellen Werkzeug wird die Alumechanik, die in weiterer Folge mit den Knöpfen verbunden werden muss, gebogen. „Dieser Arbeitsschritt ist besonders wichtig, da die Mechanik so fein abgestimmt sein muss, dass sie beim Drücken eines Tones sofort anspringt.“
Guter Klang braucht viel Feingefühl
In einer ruhigen Ecke erhält dann die Steirische Harmonika das Wichtigste: die Stimmen. Dabei handelt es sich um Metallzungen, die durch den Luftstrom zum Schwingen gebracht werden und im Stimmstock verbaut werden. „Die Stimmzungen kommen hauptsächlich aus Italien“, so Schedler. Sein Sohn, der bei Novak den Beruf des Harmonikamachers erlernt hat, ist für das Stimmen zuständig. „Früher wurde nur nach Gehör gestimmt. Mittlerweile greifen wir aber auch schon auf moderne Technik zurück“, erzählt Schedler junior. Damit die Töne auch perfekt Klingen, schleift der Stimmmeister mit einer Feile an den metallenen Stimmzungen. „Bei einem dreichörigen Instrument erklingen drei Stimmzungen, wenn man einen Ton spielt“, weiß der Harmonikabauer.
Ist das Stimmen vollbracht, dann kann nach unzähligen Arbeitsstunden und Handgriffen die Harmonika auch zusammengebaut werden. Doch bevor das Instrument an den neuen Besitzer übergeben wird, testet der Chef das Meisterwerk seiner Mitarbeiter: „Beim Probespielen schaue ich, ob alles passt und stimmt. Damit der Kunde ja lange Freude damit hat.“ Nun kommt das fertige Instrument in den traditionellen Schauraum, wo es auf den neuen Besitzer wartet und bereit für die Bühnen der Welt ist...
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