Der Kursverfall einer bisher wenig bekannten Cyberdevise versetzt die Kryptobranche derzeit in Aufregung. Die Währung TerraUSD, deren Kurs eigentlich eins zu eins an den US-Dollar gebunden sein sollte, stürzte in den vergangenen Tagen zeitweise um rund 70 Prozent ab. Laut Richard Usher, Manager beim auf Digitalwährungen spezialisierten Finanzdienstleister BCB, hatte der Kollaps der Kursbindung von TerraUSD „einige hässliche und vorhersehbare Nebenwirkungen“.
TerraUSD gehört zu den sogenannten Stablecoins. Ihre Kurse sind an andere Werte wie den US-Dollar oder Gold gebunden. Damit sollen Kurskapriolen, wie sie bei Bitcoin an der Tagesordnung sind, vermieden werden. Denn bei Letzteren entscheidet allein Angebot und Nachfrage über den Preis.
Während die meisten Anbieter von Stablecoins die Kursbindung mit Einlagen beispielsweise in Dollar oder Gold gewährleisten, ist TerraUSD ein „dezentraler“ Stablecoin. Hier soll automatisiert ein komplexer Mechanismus von Handelsgeschäften mit anderen Kryptowährungen den Kurs bei einem US-Dollar pro TerraUSD halten.
Mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 7,6 Milliarden Dollar (rund 7,2 Milliarden Euro) ist TerraUSD dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge die Nummer 14 der Kryptowährungen.
Andere Kryptowährungen ins Straucheln gebracht
Im Sog von TerraUSD geriet nun auch der Kurs des bekanntesten Stablecoins, Tether, ins Rutschen und fiel am Donnerstag auf bis zu 0,95 Dollar. Da Tether nur unzureichend transparent mache, mit welchen Wertpapierbeständen es die Kursbindung an den Dollar aufrechterhalte, sei es ein natürliches Ziel für Spekulanten, sagte BCB-Experte Usher. Tether sei aber etablierter als TerraUSD. Daher werde sich der Kurs sicher bald wieder bei einem Dollar einpendeln.
Mit einem Börsenwert von etwa 82 Milliarden Dollar ist Tether hinter Bitcoin und Ethereum, deren Kurse durch den TerraUSD-Ausverkauf ebenfalls in Wanken gerieten und seit Wochenbeginn 18 beziehungsweise 25 Prozent einbüßten, die Nummer drei unter den Kryptowährungen. Rund die Hälfte der addierten Marktkapitalisierung aller Stablecoins entfällt auf diese Cyberdevise.
Internationale Aufsichtsbehörde geplant
Vor diesem Hintergrund wollen Regierungen die Regulierung des Sektors vorantreiben. Ashley Alder, Chef der Weltorganisation der Börsenaufsichten (IOSCO), signalisierte für kommendes Jahr die Gründung einer internationalen Behörde für Kryptowährungen. Neben dem Klimawandel und der Pandemie sei dies das dritte wichtige Thema für Regierungen.
Die US-Notenbank hatte unlängst vor Kurseinbrüchen bei Stablecoins gewarnt, weil in turbulenten Börsenzeiten der Wert der Einlagen, die die Preisbindung gewährleisten sollen, fallen könne.
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