Hintergrund in den USA
Kanada: Tausende demonstrieren gegen Abtreibung
In der kanadischen Hauptstadt Ottawa demonstrierten am Donnerstag Tausende Menschen gegen das Recht auf Abtreibung. Dabei stellte sich ihnen eine kleinere Gegendemonstration entgegen. Hintergrund ist die Abtreibungsdebatte in den USA, wo der Oberste Gerichtshof ein landesweites Grundrecht auf Schwangerschaftsabbrüche kippen könnte.
Weder in den USA noch in Kanada ist das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch ausdrücklich durch ein Gesetz erlaubt. 1988 hob ein Urteil des Obersten Gerichts in Kanada allerdings die Beschränkungen von Abtreibungen auf. Zuvor waren sie erlaubt, wenn das Leben oder die Gesundheit der Schwangeren gefährdet war. Heute gelten auf Ebene der Bundesstaaten Fristenregelungen.
Wendepunkt zugunsten eines Abtreibungsverbots?
Geht es nach Abtreibungsgegnern und Abtreibungsgegnerinnen, die am Donnerstag vor dem kanadischen Parlament demonstrierten, sollen diese fallen. Die Abtreibungsdebatte in den USA könne auch für das Nachbarland ein „Wendepunkt zugunsten eines Abtreibungsverbots“ sein, sagte eine 23-jährige Teilnehmerin. Viele Menschen hätten lange für ein komplettes Verbot gebetet. Dass ein Schwangerschaftsabbruch die persönliche Entscheidung jeder einzelnen Frau sei, betonten hingegen die Teilnehmenden der vergleichsweise kleineren Gegendemonstration am Donnerstag.
Derzeit dürfte ein komplettes Abtreibungsverbot in Kanada unwahrscheinlich sein. Der Premierminister Justin Trudeau erklärte, dass Frauen weltweit sehr besorgt über den Rückgang der Fortschritte bei Frauenrechten seien. Die liberale Regierung hat sich dazu bekannt, das Recht zu verteidigen und möglicherweise auch per Gesetz festzuschreiben.
Einschränkungen in USA
Weniger liberal geht es in den USA zu, wo konservative Richter und Richterinnen die Mehrheit des Obersten Gerichts ausmachen. Das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“, das 1975 ein landesweites Grundrecht auf Schwangerschaftsabbrüche festgelegt hatte, könnte in den kommenden Wochen gekippt werden. Das würde dazu führen, dass US-Staaten selbst entscheiden könnten, ob sie Abbrüche verbieten oder den Zugang drastisch einschränken. Rund die Hälfte der Bundesstaaten dürfte diesen Weg gehen.
Bereits jetzt gelten in einzelnen Staaten strenge Gesetze. In Texas ist etwa der sogenannte Heartbeat Act in Kraft, der Schwangerschaftsabbrüche verbietet, sobald der Herzschlag des Fötus festgestellt werden kann. Das ist meist ungefähr nach sechs Wochen der Fall, ein Zeitpunkt, zu dem viele Frauen noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind. Selbst bei Vergewaltigungen oder Inzest sieht das Gesetz keine Ausnahmen vor. Wer bei einem späteren Schwangerschaftsabbruch mitwirkt, kann geklagt werden. Das gilt nicht nur für medizinisches Personal, sondern beispielsweise auch für Personen, die eine Frau zu einer Einrichtung fahren.
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