Die Ukraine gewinnt den 66. Eurovision Song Contest! Die Folklore-Rapformation Kalush Orchestra triumphierte am Samstagabend bei der musikalischen Megashow von Turin gegen 24 Konkurrenten und holte den Sieg zum dritten Mal in das derzeit von Russland angegriffene Land. „Bitte helfen Sie der Ukraine, Mariupol, helfen Sie jetzt Asow-Stahl“, hatte Sänger Oleh Psiuk am Ende des Songs „Stefania“ die Zuschauer aufgefordert.
Und ESC-Europa zeigte sich wie im Vorfeld erwartet solidarisch mit dem vom russischen Angriffskrieg gebeutelten Land. Vor allem dank der Stimmen des Publikums konnte sich die Ukraine durchsetzen. Hatten die nationalen Jurys das Land noch mit 192 Punkten auf Platz 4 des Tournaments gereiht, vergaben die Zuschauerstimmen weitere 439 Punkte - mit Abstand die höchste Zahl des Feldes. Bereits untertags hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit einer Videobotschaft zum Votum für sein Land aufgerufen: „Europa, stimm für das Kalush Orchestra!“
Die Ukraine verwies mit ihrem Sieg am Ende des Abends, bei dem einige Punktesprecher gelb-blaue Schleifen am Revers trugen, Großbritanniens Kandidat Sam Ryder auf Platz 2, gefolgt von Spaniens Chanel.
„Humanitäre Geste“
Politische Statements, wie Kalush Orchestra sie nach ihrer Performance gegeben hatten, sind beim ESC laut Regelwerk der Europäische Rundfunkunion EBU eigentlich verboten. Die EBU kündigte jedoch umgehend an, von Sanktionen abzusehen: „Wir verstehen die starken Gefühle, wenn es dieser Tage um die Ukraine geht, und betrachten die Äußerungen des Kalush Orchestra und anderer Künstler zur Unterstützung des ukrainischen Volks eher als humanitäre Geste und weniger als politisch.“
Die Ukrainer zeigten sich begeistert über den Aufruf der Band. Die Anfragen in Suchmaschinen im Internet zu Mariupol seien dramatisch angestiegen, hieß es in zahlreichen ukrainischen Telegram-Kanälen. Die Menschen wollten wissen, was dort los sei. Kritisiert wurde in ukrainischen sozialen Netzwerken, dass Moderator Mika der Band im Saal bei einer Pause nicht das Mikro gegeben hatte, als die Künstler danach gegriffen hatten. Mika wurde mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz verglichen, der den Ukrainern demnach keine Stimme gebe.
ESC-Abend im Zeichen des Friedens
Das ukrainische Außenministerium rief vor dem Voting die Menschen im Ausland auf, zur Unterstützung des Landes für das Lied zu stimmen. „Wir jubeln, unterstützen und glauben an den Sieg!“, teilte das Ministerium bei Facebook mit.
Auch in Turin war der Abend mit einer Friedensbotschaft gestartet, begann die Megashow doch mit einem voraufgezeichneten Einspieler von einem Altstadtplatz der Industriemetropole, auf dem 1.000 Menschen John Lennons „Give peace a chance“ intonierten. Daraufhin wurde in die ESC-Halle Pala Olimpico geschaltet, in der das Publikum den Rhythmus aufnahm.
Alle Infos des Abends gibt es hier im krone.at-Liveticker zum Nachlesen:
Der 66. Song Contest fand nach dem Sieg der Band Maneskin am Samstagabend in Turin statt. Durch die Show führten der TV-Moderator Alessandro Cattelan, die italienische Pop-Ikone Laura Pausini und Sänger Mika. Österreich konnte mit LUM!X und Pia Maria kein Finalticket lösen. Für das Duo war im ersten Halbfinale Schluss.
Der größte Musikbewerb der Welt wird in Dutzenden Ländern weltweit ausgestrahlt - von Australien bis zum Nordkap. Alljährlich verfolgen dabei gut 120 Millionen Menschen alleine die Endrunde der Show.
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