Statt einen desolaten Gemeindebau in Wien zu sanieren, baut die Stadt direkt davor einen neuen. Die Mieter leiden unter Dauerlärm und Dreck.
Mit den Nerven am Ende sind die Bewohner des Gemeindebaus am Handelskai 214 in der Leopoldstadt. Erbaut Ende der 1970er-Jahre, galt er vor vier Jahrzehnten als äußerst modern. Auch die Lage direkt gegenüber der Donauinsel ist ideal. Doch diese Vorzüge lösen sich mittlerweile in Luft auf.
Unfall mit Betonmischer
Denn seit zwei Jahren haben die alteingesessenen Mieter mit einer Baustelle direkt vor ihrer Haustüre zu kämpfen. „Die Zustände sind unglaublich, der Lärm und Dreck unerträglich. Sogar unsere Grünflächen haben sie zerstört und 48 Bäume gefällt“, erzählt Christine L., die seit 1990 hier lebt.
Erst vor wenigen Tagen wurde im Zuge der Bauarbeiten ein Kabel angeschnitten - das Internet war weg. Ein Unfall mit dem Betonmischer sorgte dafür, dass die Balkone mit dem flüssigen Baustoff verdreckt wurden. Sogar ein Hydrant wurde umgemäht.
Auch die Aussicht ist schon bald verbaut
Zusätzlich nimmt ihnen der von Stadt und Bezirk hochgelobte Neubau, der ihnen direkt vor die Fenster gesetzt wurde, auch bald die Aussicht. „Es ist eine Frechheit, dass unser baufälliges Wohngebäude im Zuge der Arbeiten nicht auch saniert wird“, sagt Charlotte S. Zu verbessern gebe es genug: kaputte Aufzüge, undichte Dächer und Fenster, verrostete Balkone, Schlösser, die nicht mehr sperren.
Sanierung sei nicht nötig
Einer Mieterin wurde nach einer Beschwerde beim Kundenservice von Wiener Wohnen mitgeteilt: „Sie können ja ausziehen.“ Eine Frechheit, wie auch FPÖ-Obmann Dominik Nepp findet: „Die Stadt wäre in der Pflicht, Mieter in alten Gemeindebauten nicht zur zweiten Klasse zu degradieren.“ Man wird einen Antrag zur Förderung der Mieter einbringen. Laut Wiener Wohnen sei derzeit keine Sanierung nötig
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