Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) droht Gazprom mit dem Entzug des Gasspeichers Haidach auf Salzburger Boden. Hintergrund ist ein Gas-Streit zwischen dem russischen Konzern und Bayern um den Speicher, der Deutschland versorgt. Salzburg ist für den Zwist vorerst nur Kulisse.
In Bayern sind die Sorgenfalten wegen des niedrigen Speicherstandes im Gasspeicher Haidach schon länger groß. Die gute Nachricht: Salzburg ist von der aktuellen Aufregung nicht direkt betroffen. Der zweitgrößte Gasspeicher Mitteleuropas liegt im Straßwalchener Ortsteil Haidach und ist hauptsächlich für die Versorgung Deutschlands vorgesehen.
Für Befüllung und Weiterleitung des Erdgas ist Gazprom zuständig. Bundeskanzler Nehammer richtete den Russen in der „Krone“ aus: „Wir werden der russischen Gazprom das größte Gaslager im Land (Haidach, Anm.) für andere Anbieter wegnehmen, wenn sie es nicht befüllen.“
Ein Speicher dürfte sogar komplett leer sein
Schon vergangene Woche hatte sich der bayrische Ministerpräsident Markus Söder wegen des Salzburger Speichers an Nehammer gewandt. Auf Anfrage der „Krone“ heißt es aus dem bayrischen Wirtschaftsministerium, dass die österreichischen Schritte zum Auffüllen von Haidach begrüßt werden. Denn derzeit sind die Füllstände extrem niedrig. Ein Speicher dürfte sogar komplett leer sein.
Das sorgt bei den Nachbarn für große Verunsicherung. Auf Salzburger Boden wird aktuell also ein Erdgas-Streit zwischen Deutschland und Russland ausgefochten.
Tirol und Vorarlberg hängen am umstrittenen Speicher
Aus dem Speicher fließt aber auf direktem Weg kein Gas nach Österreich. Die Lage ist verzwickt, den direkten Zugriff auf den Speicher haben aus rechtlicher Sicht weder Österreich noch Deutschland, weil es zum einem keinen Anbindung an Österreich gibt und zum anderen sich das Lager nicht in Deutschland befindet.
Tirol und Vorarlberg hängen indirekt am Gas aus Haidach
Indirekt hängen allerdings auch Tirol und Vorarlberg am Gas aus Haidach. Denn es gibt keine Direktverbindung zwischen Salzburg und Tirol. Das wird sich ändern. Denn am Lückenschluss der Pipelines zwischen Saalfelden und Hochfilzen wird bereits gearbeitet. Es entstehen 19 Kilometer neue Leitungen.
Nach der Fertigstellung ist die Versorgungssicherheit deutlich erhöht - ähnlich wie bei den derzeit im Bau befindlichen 380-kV-Stromleitungen entsteht ein Versorgungsring. Wenn die Leitung an einer Stelle ausfällt, kann die Versorgung durch die andere Seite aufrechterhalten werden.
Übrigens: Auch zukünftige Energieformen, wie etwa Wasserstoff, können durch Gas-Leitungen geschickt werden.
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