Nach dem Tod ihrer zehnjährigen Tochter hat eine Mutter in den USA Klage gegen den chinesischen TikTok-Betreiber Bytedance eingereicht. Tawainna Anderson aus Pennsylvania wirft dem Unternehmen vor, die Teilnahme ihrer Tochter Nylah an der sogenannten Blackout-Challenge mit seinem Empfehlungsalgorithmus gefördert zu haben.
In einer am Donnerstag eingereichten Klage gab Anderson laut „Gizmodo“ an, dass ihre Tochter im vergangenen Jahr beim Versuch, die sogenannte Blackout-Challenge durchzuführen, erstickt sei. Teilnehmer dieser Herausforderung werden dazu ermutigt, sich selbst beim Luftanhalten oder Erwürgen zu filmen, bis sie ohnmächtig werden. Nylah war demnach am 7. Dezember in ein Krankenhaus geliefert worden, dort jedoch am 12. Dezember ihren nicht näher genannten Verletzungen erlegen.
Anderson macht dafür nun den Algorithmus der vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebten Kurzvideo-App verantwortlich. Dieser habe festgestellt, „dass die tödliche Blackout-Challenge (…) wahrscheinlich für die zehnjährige Nylah Anderson von Interesse sein würde.“ In der Klage wird beschrieben, dass der Algorithmus der App absichtlich so gestaltet sei, dass er „das Engagement und die Abhängigkeit der Nutzer maximiert“, was Kinder dazu ermutige, sich wiederholt mit der App zu beschäftigen.
„Es ist an der Zeit, dass diese gefährlichen Herausforderungen ein Ende finden“, sagte Anderson auf einer Pressekonferenz. „Es muss sich etwas ändern, etwas muss aufhören, denn ich möchte nicht, dass andere Eltern das durchmachen müssen, was ich gerade durchmache.“
Kein Einzelfall
Nylah ist leider kein Einzelfall. Erst im Jänner des Vorjahres war in Italien ein ebenfalls zehnjähriges Mädchen gestorben, nachdem es sich für die äußerst zweifelhafte „Mutprobe“ selbst mit einem Gürtel um den Hals gewürgt hatte. Die italienische Datenschutzbehörde hatte TikTok daraufhin angewiesen, Nutzerprofile zu blockieren, deren Alter nicht mit Sicherheit geprüft werden kann. Denn laut Nutzungsbedingungen ist die App offiziell erst ab 13 Jahren freigegeben.
TikTok weist Verantwortung von sich
TikTok selbst sprach Andersons Familie ihr „tiefes Mitgefühl für ihren tragischen Verlust“ aus, wies die Verantwortung für den Tod Nylahs jedoch von sich: „Diese beunruhigende ‘Herausforderung‘, von der die Leute anscheinend aus anderen Quellen als TikTok erfahren, gab es schon lange vor unserer Plattform und war nie ein TikTok-Trend“, so ein Sprecher in einer Erklärung. „Wir bleiben wachsam in unserem Engagement für die Sicherheit der Nutzer und würden entsprechende Inhalte sofort entfernen, wenn sie gefunden werden.“
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