Oliver Glasner gibt sich vor dem größten und wichtigsten Spiel seiner Trainerkarriere betont gelassen. Von Aufregung ist beim 47-jährigen Oberösterreicher vor dem Europa-League-Finale mit Eintracht Frankfurt gegen die Glasgow Rangers nichts zu spüren. „Es ist ganz wichtig, dass wir es nicht größer machen, als es ist. Natürlich ist es ein Finale, aber es bleibt ein Fußballspiel“, betonte Glasner am Samstag nach dem 2:2 in Mainz zum Abschluss einer durchwachsenen Ligasaison.
Doch das ist leichter gesagt als getan. Am Mittwoch kann die Eintracht in Sevilla zum zweiten Mal nach dem UEFA-Cup-Triumph vor 42 Jahren einen internationalen Titel gewinnen. Schon seit zehn Tagen dreht sich in Frankfurt alles um dieses eine Spiel. Glasner verordnete seinen Schützlingen daher nach der Generalprobe in Mainz viel Regeneration und einen Schuss Lockerheit. „Wir können jetzt nicht nur noch zu Hause sitzen und stundenlang an die Rangers denken. Es ist so ähnlich wie beim Abitur. Entweder ist man vorbereitet oder nicht. Wenn nicht, hilft es auch nicht, die letzten Tage davor noch alles reinzupauken“, meinte der Innviertler.
Wie für die Mannschaft ist das Duell mit dem schottischen Vizemeister um Europas kleine Fußball-Krone auch für Glasner „ein Novum, weil ich noch nie in einem internationalen Finale gestanden bin. Ich genieße es, mit diesen Jungs und diesem Verein das Finale zu bestreiten, mit der ganzen Euphorie, die wir ausgelöst haben.“ Davon hatte der Ex-Profi bei seinem Wechsel aus Wolfsburg nach Frankfurt im vergangenen Sommer nicht einmal geträumt - zumal der Start sehr holprig verlief. „Wenn ich das als Ziel ausgegeben hätte, hätte die Mannschaft gesagt, wovon redet der jetzt. In der Verfassung, in der wir zu Saisonbeginn waren, hätte es keine Chance gegeben, ins Finale zu kommen“, betonte Glasner.
Im DFB-Pokal scheiterten die Hessen schon in der ersten Runde bei Waldhof Mannheim, und auch in der Liga gab es in den ersten sechs Saisonspielen keinen Sieg. „Am Anfang war es schwierig, aber ich habe mich bewusst auf das Projekt eingelassen. Es war immer wieder turbulent und gab Rückschläge. Gerade da zeigt sich, wie ein Verein tickt und wie man zusammenhält“, sagte Glasner.
In der Liga nur Mittelmaß
Die implementierte Spielphilosophie trug vor allem in Europa Früchte. Während die Eintracht in der Liga nicht aus dem Mittelmaß herauskam und die Saison mit nur 42 Punkten auf Rang elf abschloss, der schlechtesten Bilanz seit fünf Jahren, spielte sie international teilweise begeisternden Fußball. Spätestens mit dem legendären Auftritt beim FC Barcelona eroberte sie die Herzen vieler Fans weit über die Stadtgrenze hinaus.
Diese Euphorie spürt Glasner jeden Tag - vor allem natürlich in Frankfurt. „Ich bin immer wieder in der Stadt unterwegs. Man merkt, irgendwie ist jeder Eintracht-Fan. Gefühlt drückt uns ganz Deutschland die Daumen, das gibt zusätzliche Energie“, berichtete der Trainer. In Sevilla soll nun die Krönung folgen. „Wir stehen im Finale, weil wir von zwölf Spielen kein einziges verloren haben. Weil wir es geschafft haben, speziell in den K.o.-Duellen immer unsere Stärken auf den Platz zu bekommen“, sagte Glasner und gab die Marschroute vor: „Wir haben alles im Kopf und im Körper. Jetzt gilt es, diese Freude, diese Begeisterung, diese Leidenschaft aufzubauen.“
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