Bewerbungen erstellen, sich zum PCR-Test anmelden, Geld überweisen oder das Paket an eine gewünschte Station zustellen lassen. All das funktioniert im Internet mit nur wenigen Klicks. Immer mehr Dinge, die früher noch vor Ort persönlich erledigt werden mussten, kann man heute von zu Hause aus über das Smartphone, Tablet, dem Laptop oder PC erledigen. Für die sogenannten „Digital Natives“ ist das freilich nur von Vorteil. Nicht so für viele Senioren im Land.
Für sie werden Erledigungen, die nur mehr spärlich – im schlimmsten Fall gar nicht mehr – durch persönliche Interaktion gemacht werden können, mitunter zum Spießrutenlauf. Das ist oftmals ein Grund, warum sich die betagteren Tiroler an eine sogenannte „Computeria“ wenden, von denen es rund 50 im Land gibt und von 300 Freiwilligen betreut werden.
Dabei handelt es sich um „Lern- und Begegnungsorte, an denen ältere Menschen ermutigt werden, sich mit dem Computer und den neuen Technologien aktiv zu befassen“, so die Beschreibung auf der eigenen Homepage.
Viele haben mitbekommen, dass Funktionen wie der Grüne Pass oder die Handy-Signatur hilfreich wären, trauen sich aber nicht drüber.
Richard Mayr
Die Themen sind abhängig von den Teilnehmern
„Im Jahr 2021 haben 1235 Teilnehmer an 36 digitalen Stammtischen teilgenommen, dazu kommen rund 100 Teilnehmer an Spezial-Stammtischen und ungezählte Coachings und individuelle Hilfestellungen“, erzählt Richard Mayr von der Computeria Axams. Die Themenschwerpunkte richten sich nach den Teilnehmern.
„Die Neuen kommen meist aufgrund von Mundpropaganda oder weil es ein konkretes Problem gibt“, verdeutlicht Mayr. „Viele haben mitbekommen, dass Funktionen wie der Grüne Pass oder die Handy-Signatur hilfreich wären, trauen sich aber nicht darüber.“ Hinzu kommen noch Probleme wie „der Bildschirm wird dauernd dunkel“ oder „der Speicher ist plötzlich voll“. „Diese Themen behandeln wir am Stammtisch“, sagt Mayr.
„Brauche ich nicht“ als Hürde für Anschaffung
Und was schreckt Senioren vor den neuen Technologien ab? „Die größte Hürde vor der Anschaffung ist die Aussage: ‚Brauche ich nicht.‘ Unsere Gegenstrategie lautet: Interessen, Gewohnheiten und Ähnliches erkunden und Smartphone-Lösungen dafür aufzeigen“, erklärt der Leiter der Computeria. Der abschließende Appell von Mayr an die Politik lautet daher, dass es „ein Netz von niederschwelligen Ansprechpartnern braucht“.
Die meisten älteren Senioren und Seniorinnen sind vor der Digitalisierung in die Pension „geflüchtet“ und müssen sich nun doch noch damit auseinandersetzen.
Hannes Gassler
„Mit der Digitalisierung werden Ältere überladen“
Indes fordert Hannes Gassler, der Leiter der Computeria in Rum, „seniorenfreundlichere Geräte mit weniger Funktionen, diese dafür aber möglichst klar und einheitlich für alle Lebensbereiche“. Er kritisiert, dass die vor der Digitalisierung in die Pension geflüchteten älteren Senioren „in jeglichen Lebensbereichen damit überladen werden und sich nun doch damit auseinandersetzen müssen“.
Dass viele Geräte mit mehr Funktionen ausgestattet seien als eigentlich notwendig, führe dazu, dass Ältere „überfordert sind“. Abschließend bedauert Gassler, dass „immer mehr Behördenwege nur mehr über den digitalen Weg erfolgen können“.
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