Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus reden nach knapp drei Jahren Funkstille wieder miteinander, am Dienstagabend auch im TV - auch wenn es weniger ein Miteinander als ein Gemeinsam gegen Moderatorin Corinna Milborn und „profil“-Journalistin Eva Linsinger war, die ebenfalls im Studio saß. Sowohl Strache als auch Gudenus sehen sich weiterhin als Opfer. „Mein Rücktritt als Parteichef war wahrscheinlich mein größter Fehler“, sagte Strache am Puls-24-Themenabend zu „Drei Jahre Ibiza“. Er hätte nur als Vizekanzler seinen Posten räumen und FPÖ-Chef bleiben sollen. Harte Kritik an den Medien und dem „Drecks-Video“ übte Strache auch in einem von ihm veröffentlichten YouTube-Clip.
Es dauerte fast die ganzen drei Jahre, bis Strache und Gudenus wieder miteinander sprachen. Der Anlass: Der Wiener Ex-Landtagsabgeordete Karl Baron lud die beiden zu seiner Geburtstagsfeier ein, „sodass wir drei Stunden miteinander reden konnten“, schilderte Strache im TV. Nach seinem Rücktritt als Vizekanzler und FPÖ-Chef habe er den Kontakt zu Gudenus abgebrochen, denn er habe gegenüber seinem ehemaligen Freund und ehemals engem Vertrauten „völliges Misstrauen“ aufgebaut.
Gudenus lange misstraut
Grund dafür sei u.a. gewesen, dass Strache erst im Nachhinein erfahren habe, dass Gudenus schon vor dem Abend in der Finca Kontakt mit dem Drahtzieher des Videos, Julian Hessenthaler, gehabt hatte. Außerdem habe ihm Gudenus den mittlerweile u.a. wegen Kokainhandels nicht rechtskräftig verurteilten Hessenthaler als „Herr Thaler“ vorgestellt, was das Misstrauen weiter geschürt habe.
Ex-Klubobmann Gudenus rechtfertigt das gegenüber seinem ehemaligen Parteichef damit, Hessenthaler sei zu diesem Zeitpunkt für ihn noch „der Herr Thaler“ gewesen. Die Ersteller des Videos hätten den Abend natürlich lange vorgeplant. „Sie haben mich als Vehikel genutzt, um an ihn heranzukommen“, sieht sich auch Gudenus als Opfer.
Gudenus: „Er schuldet mir eine Entschuldigung“
Während Strache für die Puls-24-Doku „Zurück zum Ende“ wieder in die Ibiza-Villa reiste, hat Gudenus „damit abgeschlossen“ - will aber noch eines: „Er schuldet mir eine Entschuldigung, weil er mich und meine Frau immer wieder mit der Falle in Verbindung brachte.“
„Schon einiges aufklären können“
Inwieweit die Aussprache der Freiheitlichen fortgeschritten ist, wurde in dem knapp einstündigen Interview nicht ganz klar: „Wir hatten mittlerweile in einigen Gesprächen schon einiges aufklären können“, verrät Gudenus. Auch Strache bestätigt, dass es in jüngster Zeit Gespräche gab: „Ja, wir treffen einander, wir reden über das. Wir sind sozusagen 32 Jahre lang befreundet gewesen und - letztlich - hatten ein enges Naheverhältnis. Ich glaube, trotz der Entwicklung, die wir erlebt haben, ist es wichtig, das auch gemeinsam miteinander aufzuarbeiten“, so Strache.
„Mit unterschiedlichem Maß gemessen“
Beide beharren weiterhin darauf, nichts Verwerfliches getan oder gesagt zu haben. Wenn man die sieben Stunden des gesamten Videos „im Gesamtkontext“ sehe, dann sei klar - „auch durch Behörden bestätigt“: „Es gibt in dem Video keinen korruptiven Akt“, so Strache. Sowohl er als auch Gudenus kritisieren unisono hingegen die Vorgänge der jüngeren Zeit unter Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz - es sei mit „unterschiedlichem Maß“ gemessen worden, so Strache.
Er, Strache, habe sich damals, nach Ibiza, entschuldigt und sei zurückgetreten. Als es dann zu Ermittlungen u.a. gegen Kurz kam, habe er aber die „So sind wir nicht"-Worte des Bundespräsidenten vermisst, so der Ex-FPÖ-Chef.
Die Gerüchte über andere aber, „die ich erzählt und letztlich aufgedeckt habe, die haben sich dann bestätigt“, meint Strache zu den indirekten Folgen des Ibiza-Videos, das zahlreiche Anzeigen, Hausdurchsuchungen und das Auffliegen von diversen Chats nach sich zog.
„Enttäuscht“ sei er gewesen, als er vom Kokain-Konsum seines engen Weggefährten Gudenus erfahren hatte, erinnert sich Strache. Hätte er davon gewusst, dann hätte er ihm damals geholfen, meinte er. An besagtem Abend sei jedenfalls nichts konsumiert worden.
„Drecks-Video“ mit „politisch motiviertem Attentat“
Ebenso harte Kritik an den Medien übte Strache in einem von ihm selbst am Dienstag veröffentlichten YouTube-Video: Das „journalistische Drecks-Video“ sei nicht im Sinne von Aufklärung veröffentlicht worden, sondern „im Sinne von manipulativen Zusammenschnitten“. Man habe Aussagen von ihm und Gudenus „verkürzt“, um ein „bewusst manipulatives und falsche Bild“ in der Öffentlichkeit zu hinterlassen - und „eine Regierung zum Fall zu bringen, einen Putsch im wahrsten Sinne des Wortes mit diesem politisch motivierten Attentat an meiner Person auch sicherzustellen“. Das „Peinlichste“ an dem Abend sei seiner Ansicht nach „mit Sicherheit und mit Abstand das Leiberl, das ich getragen habe“ - dies werde er für einen guten Zweck versteigern lassen, sagte er.
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