Sieben Fälle der seltenen Affenpocken sind in den letzten zwei Wochen in England nachgewiesen worden. Wie sich die Menschen mit dem Virus angesteckt haben, ist unbekannt. Bisher ging man davon aus, dass die Krankheit durch engen Kontakt, durch offene Wunden oder über Tröpfcheninfektion übertragen wird. Nach Ansicht von Experten sind aber durch Geschlechtsverkehr übertragene Viren für den Ausbruch in Großbritannien verantwortlich - sie präsentierten Indizien dafür.
So sei der Umstand, dass vier der sieben Fälle schwule oder bisexuelle Männer betrafen, ein deutlicher Hinweis darauf, dass Sex eine wichtige Rolle bei der Übertragung spiele, schrieb der Epidemiologe Mateo Prochazka auf Twitter. Er ist Experte für Geschlechtskrankheiten und Leiter des Teams der britischen Gesundheitsbehörde, das die Affenpocken-Fälle untersucht.
Verbreitungen in „sexuellen Netzwerken“
Sex als Übertragungsweg bei Affenpocken sei noch nie beschrieben worden, der hohe Anteil von Fällen in der LGBT-Community deute jedoch stark auf eine Verbreitung „in sexuellen Netzwerken“ hin, so Prochazka weiter. „Darauf deutet auch die Tatsache hin, dass nur bei zwei der vier jüngsten Fälle gemeinsame Kontakte festgestellt wurden.“ Er fügte hinzu, dass dies bedeute, dass das Virus zwar durch Sex übertragen werden könne, dies aber nicht der primäre Übertragungsweg sei.
Das sei ein neuer Übertragungsweg, „der Auswirkungen auf die Reaktion auf den Ausbruch und die Kontrolle des Virus haben wird“, erklärte der Mediziner. Nur der erste Fall der in Großbritannien seltenen Krankheit ist eine Person, die sich wahrscheinlich in Nigeria angesteckt hat. Die anderen dürften sich erst im Land mit dem Virus infiziert haben. Das sei selten und werde nun rasch untersucht, so Prochazka.
Experte warnt vor Diskriminierung
Einer möglichen Diskriminierung von Mitgliedern der LGBT-Community will der Wissenschaftler vorbeugen. Es sei nun notwendig, „gegen Diskurs vorzugehen, die Ungleichheit und Stigmatisierung verstärken“. „Dies könnte in der Tat das erste Mal sein, dass die Übertragung von Affenpocken durch sexuellen Kontakt dokumentiert wurde, auch wenn dies noch nicht bestätigt wurde“, wird Dr. Michael Head, Experte für globale Gesundheit von der Universität Southampton, vom „Telegraph“ zitiert.
Andere Wissenschaftler haben allerdings Bedenken hinsichtlich der Theorie der sexuell übertragenen Affenpocken. „Ich würde zum jetzigen Zeitpunkt zur Vorsicht mahnen, bevor ich zu dem Schluss komme, dass sich die Affenpocken vor Kurzem in eine Geschlechtskrankheit verwandelt haben könnten“, so Francois Balloux, Experte für Infektionskrankheiten und Direktor des UCL Genetics Institute.
Risiko für Allgemeinbevölkerung gering
Die seltene Virus-Erkrankung ruft laut britischer Gesundheitsbehörde UKHSA meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Das Risiko für die Allgemeinbevölkerung schätzt die Behörde als gering ein. Zu den Symptomen gehört unter anderem ein Ausschlag, der zunächst im Gesicht auftritt und dann vor allem Hände und Füße betrifft. Schwule und bisexuelle Männer werden nun aufgefordert, besonders auf ungewöhnliche Ausschläge oder Wunden an irgendeinem Körperteil, insbesondere an den Genitalien, zu achten.
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