Sie bräuchten gar nicht erst nach Ankara zu kommen, die Diplomaten aus Schweden und Finnland, legt der türkische Staatspräsident Erdogan im Streit um die NATO-Bestrebungen der beiden Länder nach. Die Unterhändler würden die Türkei nicht überzeugen können, für einen Beitritt der Staaten zu stimmen.
Die Türkei ist damit das einzige der 30 NATO-Mitglieder, das sich gegen die Aufnahme von Schweden und Finnland ausspricht. Offizieller Grund: Die beiden Länder würden Kurden Unterschlupf gewähren, die in der Türkei als Terroristen gelten. Mehr als 30 Auslieferungsansuchen seien abschlägig behandelt worden. Finnland und Schweden seien ein „Gästehaus für Terroristen“, sagt Erdogan.
Tatsächlich hat das Muskelspiel des türkischen Präsidenten wohl auch innenpolitische Gründe: Die Inflation in der Türkei liegt offiziell bei fast 70 Prozent, tatsächlich ist sie wohl mehr als doppelt so hoch. Das Leben wird für viele unleistbar. Und kommendes Jahr stehen Präsidentschaftswahlen an. Die Opposition steht bereits in den Startlöchern. Da hat es sich bewährt, zur Ablenkung nach außen Muskeln zu zeigen. Und die NATO ist bei den Türken unbeliebt.
Außerdem macht die Türkei sich zwar für Frieden in der Ukraine stark, hat sich aber nicht von Russland distanziert, trägt die Sanktionen nicht mit. Erdogan und Putin verbindet eine undurchsichtige Bruderschaft, trotz oft gegenteiliger Interessen.
Dauerhaft blockieren wird Erdogan aber wohl dennoch nicht.
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