Festspiele eröffnet

Selenskyj appellierte in Cannes an die Filmwelt

Adabei
18.05.2022 07:36

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Dienstag eine überraschende Ansprache bei der Eröffnungsfeier der Filmfestspiele von Cannes gehalten. In seiner per Video in den Saal übertragenen Rede rief er die Filmbranche auf, sich politisch gegen Hass und autoritäre Herrscher zu engagieren. Das Festival hatte zuvor mit vielen Stars und der Zombie-Komödie „Final Cut!“ von Michel Hazanavicius begonnen.

Selenskyj spielte auf Charlie Chaplins Filmklassiker „Der große Diktator“ an und sagte: „Am Ende wird der Hass verschwinden und die Diktatoren werden sterben.“ Chaplins im Jahr 1940 uraufgeführtes Werk gilt bis heute als besonders wirkmächtige Satire gegen Adolf Hitler.

„Wird Filmwelt still bleiben oder Stimme erheben?“
„Wir brauchen einen neuen Chaplin, um zu beweisen, dass die Filmwelt nicht stumm ist“, sagte Selenskyj weiter. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fragte er: „Wird die Filmwelt still bleiben oder wird sie die Stimme erheben?“ Das Publikum quittierte seine Rede mit stehenden Ovationen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Dienstag eine überraschende Ansprache bei der Eröffnungsfeier der Filmfestspiele von Cannes gehalten. (Bild: AFP)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Dienstag eine überraschende Ansprache bei der Eröffnungsfeier der Filmfestspiele von Cannes gehalten.

Zuvor hatten zur Eröffnung der Festspiele der französische Jury-Präsident Vincent Lindon, die deutsche Schauspielerin Emilia Schüle, Eva Longoria und die spanische Schauspielerin Rossy De Palma bei sommerlichen Temperaturen in Cannes auf dem roten Teppich vor den Fotografen posiert. Im Wettbewerb um die Goldene Palme sind in diesem Jahr 21 Filme vertreten.

Eva Longoria (Bild: AFP)
Eva Longoria

Maskenpflicht gefallen, aber keine Selfies
Wegen der Pandemie war das Festival 2020 ausgefallen und hatte im vergangenen Jahr im Sommer stattgefunden. Dieses Jahr gilt keine Maskenpflicht mehr. Selfies und sonstige Fotos mit dem Mobiltelefon bleiben aber weiterhin verboten.

Das Festival steht nicht nur wegen Selenskyjs Ansprache im Zeichen des Ukraine-Kriegs. „Wir bemühen uns, aufrecht und respektvoll zu sein, auch als Hommage an diejenigen, die gerade viel schlimmere Zeiten erleben als wir“, sagte Lindon.

Emilia Schüle (Bild: AFP)
Emilia Schüle

In Cannes stellen sowohl der ukrainische Regisseur Sergej Losniza als auch der Russe Kirill Serebrennikow ihre neuen Filme vor. Serebrennikow, der inzwischen in Berlin lebt, war in den vergangenen Jahren von den russischen Behörden daran gehindert worden, zum Festival zu reisen.

Auch der letzte Film des Filmemachers Mantas Kvedaravicius soll gezeigt werden. Der Litauer war im April in der ukrainischen Stadt Mariupol erschossen worden. Er hielt sich in der umkämpften Hafenstadt auf, um mutmaßliche russische Kriegsverbrechen zu dokumentieren.

Nur fünf Festivalbeiträge von Regisseurinnen
Nur fünf der Beiträge entstanden unter der Regie von Frauen - und dies ist bereits ein Rekord für das Festival. Zu ihnen zählt „Les Amandiers“ von Valeria Bruni Tedeschi, der die Geschichte von Theaterstudenten in den 80er-Jahren erzählt.

Matilda Anna Ingrid Lutz, Romain Duris, Finnegan Oldfield, Regisseur Michel Hazanavicius und Berenice Bejo (von links) eröffneten mit dem Film „Final Cut!“ die Filmfestspiele von Cannes. (Bild: AFP)
Matilda Anna Ingrid Lutz, Romain Duris, Finnegan Oldfield, Regisseur Michel Hazanavicius und Berenice Bejo (von links) eröffneten mit dem Film „Final Cut!“ die Filmfestspiele von Cannes.

Zu den Stars, die im Laufe des Festivals von den Fotografen am Roten Teppich erwartet werden, zählt Tom Cruise, der in der Fortsetzung des Kult-Films „Top Gun“ mitspielt. Die französische Schauspielerin Léa Seydoux und die US-Schauspielerin Kristen Stewart sind in einem Science-Fiction-Film des kanadischen Filmemachers David Cronenberg zu sehen.

Tom Cruise wird erwartet
Am Mittwochabend soll Tom Cruise an der Croisette „Top Gun: Maverick“ präsentieren - die Fortführung des Kultstreifens von 1986. Am Freitag feiert dann Marie Kreutzers Sisi-Drama „Corsage“ in der renommierten Reihe „Un certain regard“ seine Weltpremiere. Im internationalen Wettbewerb ist heuer kein österreichischer Film vertreten.

Lashana Lynch am roten Teppich bei den Filmfestspielen von Cannes (Bild: AFP)
Lashana Lynch am roten Teppich bei den Filmfestspielen von Cannes

Cannes gilt als eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt, es dauert bis zum 28. Mai. 2020 konnte es wegen der Pandemie nicht stattfinden, 2021 wurde es vom Mai in den Juli verschoben. Dieses Jahr spielt die Pandemie wie es scheint keine so große Rolle mehr. Zwar werden die Besucherinnen und Besucher von den Veranstaltern gebeten, Masken zu tragen, und sogar eigens mit dem Logo des Filmfestivals versehene Masken verteilt. Doch an vielen Gesichtern waren diese zumindest zu Beginn des Festivals nicht zu sehen.

Die Preise des Festivals werden am Samstag kommender Woche verliehen. Hollywood-Star Forest Whitaker soll eine Ehren-Palme für sein Lebenswerk bekommen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt